Autor: Hartwig

Nordamerika Tour 2023 – Tage 111 – 113 / 19. – 21.08.23


So langsam stellt sich eine Übersättigung an Eindrücken ein. Ich merke es daran, dass der Fokus sich auf zu dicke Menschen mit großem Kopfschütteln verschiebt und die Natur, die immer noch reizvoll ist, sich aber dann irgendwann wiederholt etwas in den Hintergrund wandert. Zeit also mal inne zu halten und ein paar Tage die Füße hochlegen.
Heute und die nächsten zwei Tage ist für die Anfahrt zur Käseroute im Bundesstaat Vermont reserviert, so dass ich die schnellste Route gewählt habe. Es ist auffällig, dass sich das Bild der Orte ändert, wenn es keinen Tourismus gibt. Über die Hälfte sind ziemlich vergammelt und brächten dringend einen neuen Anstrich. Die Stromversorgung ist abenteuerlich, an Holzpfähle „getackerte“ Stromleitungen wie in Spanien. Sie scheint aber auch sehr anfällig zu sein, denn alleine heute habe ich ca. 20 Hubsteiger gesehen, die an den Leitungen repariert haben.
Heute Nacht stehen wir auf einem verlassenen Parkplatz etwas außerhalb von Oneonta, schon am östlichen Rand vom Bundesstaat New York. Die Zeit vergeht doch schnell, denn Anfang nächster Woche werde ich mich bereits endgültig von den USA und insbesondere den Stellplätzen am Cracker Barrel Old Country Store (letzter Halt morgen in Albany) verabschiedet haben und bin dann die restlichen 7 Wochen der Zeit wieder in Canada.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 110 / 18.08.23


Das Leben könnte eigentlich ganz einfach sein, ist es aber nicht immer. Die Campingplätze in den State Parks kann man nur online und mit Mitgliedschaft buchen, und das in einem Zeitlimit von 15 Minuten. Man sollte denken, dass das kein Hexenwerk ist. Man gibt den Termin ein, bekommt Platz Vorschläge, sucht einen aus und bucht / bezahlt mit Kreditkarte. Ich habe Platz 19 angewählt und bestätigt bekommen. Ich stehe auf Platz 19, brutzle mir ein Steak und plötzlich wird es irgendwie unruhig um mich herum.
Warum auch immer haben zwei Frauen mit 5 Kindern das gleiche gemacht und auch Platz 19 zugewiesen bekommen. Mir war es egal, aber es ging tatsächlich dann darum wer auf platz 19 und wer auf Platz 21 geht, banal, überflüssig und anstrengend. Die Damen haben auf Platz 19 bestanden, um direkten Blick auf den Spielplatz zu haben und für mich war es ein leichtes „umzuziehen“.
Im Unterbewusstsein hat es dann die Nacht heftig rumort, ohne dass ich wusste warum. Beim Morgengang mit dem Hund ist es dann ins Bewusstsein gekommen. Ich war umgeben von Familien, wo es keinen männlichen Partner gab und immer mit mindestens 4 Kindern. Und, herrje, keine der Damen wog unter 150 kg – wirklich schrecklich.
Ich habe dann das Wohnmobil für die nächsten 4 Tage Wildcamping vorbereitet und mich auf den Weg gemacht den Lake Cayuga zu umrunden. Es war regnerisch und sehr windig, deshalb gibt es heute keine Bilder. Auf der Westseite Richtung Norden war es Genuss pur, auf der Ostseite ein ganz anderes Bild. Es gab nur noch wenige Weinbauern und überwiegend Viehzüchter. Das was wirklich faszinierend ist sind die prunkvollen Häuser. Durch die Holzbauweise ist soviel an Formen möglich, dass jedes Haus ganz individuell ein Unikat ist. Aber ja, es gibt selbst hier in der wunderschönen Landschaft Armut und Verfall, leider.
Ich bin heute auf dem Parkplatz einer Mall, die eher industriell wirkt, ohne Shopping und ohne Restaurants am Rand von Ithaca. Da es meistens nur um das reine Übernachten geht völlig ok. Und laut iOverlander wird man nicht gestört.
Morgen geht es dann weiter Richtung Osten vom Bundesstaat New York in den Bundesstaat Vermont. Dort möchte ich mir den Cheese Trail anschauen, eine Route entlang der individuellen Käsereien (keine Ketten / Massenproduktion), die sowohl amerikanische Spezialitäten, als auch europäische Sorten herstellen. Da wird es dann wohl abends das eine oder andere Käsefest mit Baguette und einem Gläschen Wein geben.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 108 / 109 – 16. / 17.08.23

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Nach einem weiteren Regentag in Horsehaeds bei Cracker Barrels ging es heute weiter. Der Tag war alles andere als „verloren“, denn es gesellte sich ein ganz junges Pärchen, ich denke in jedem Fall unter 30 Lenze dazu. Das Kennzeichen war British Columbia, die Herkunft deutsch. Sie haben einen anderen Weg gewählt und sind im Februar zu Freunden nach Vancouver geflogen. Dort haben sie zwei Monate gearbeitet und sich dann vom Ersparten ein „Möhrchen“ gekauft. Bj, 1976 aber es tut mit vielen Reparaturen seinen „Dienst“, waren wir in dem Alter anders, klares nein. Sie sind, ähnlich wie ich auch, auf dem Heimweg. Der wird sie über die Niagara Fälle und dann auf der amerikanischen Seite über Montana, dem Yellowstone Park in Wyoming und den Cascade Mountains bis nach Seattle führen. Dann wollen sie zurück nach Vancouver mit zwei Zielen, das Möhrchen verkaufen zu einem Preis, der die Rückflugtickets sichert – süß. Aber ganz ehrlich, nach so langer Zeit mal wieder deutsch zu sprechen hat sehr gut getan.
Ansonsten war der Abend schwierig, bei aller Toleranz ist es mir sehr schwer gefallen so viele übergewichtige Menschen, 150 kg plus zu ertragen.
In Ithaca gab es dann wieder eine tolle Begegnung, die mir sehr viel bedeutet hat. Ich war in einem Weinladen, tolle Bedienung, tolle Beratung und plötzlich ein ganz tiefer Blick in die Augen, unglaublich und intensiv, fast magisch seelenverwandt. Er erzählte von sich aus, dass er 26 Jahre die Mobil Tankstelle als überzeugter Mobilist direkt nebenan betrieben hat und nach dem Merger mit Exxon 6 Monate später ganz laut nein, will ich nicht, zu sich gesagt hat. Hey, es ging um in bisschen Wein und darau wurden 45 Minuten tiefster Austausch, danke.
Das hat mich aufgrund meiner eigenen Biographie sehr berührt.

Ich bin heute zum Lake Cayuga gefahren, der von der Beschreibung her der schönste Lake in diesem Gebiet ist. Er ist wirklich unglaublich schön und malerisch – aber ohne jegliche „Freiheit“. Das Seeufer ist mit Ausnahme der State Parks in Privatbesitz, man bekommt also immer nur einen Hauch der Schönheit zu sehen.
Was aber bleibt ist die Neugierde wie das alles entstanden ist. Die Seen haben ihren Ursprung in der letzten Eiszeit, haben also nichts geologisches mit sogenannten Plattenbewegungen zu tun. Es sind sogenannte Endmoränen Seen, d. h. die gravitative und temperaturbedingte Bewegung der Eiszeitgletscher hat diese Landschaft geformt, und zurückgeblieben sind Becken gefüllt mit Schmelzwasser, die über Flüsse und Bäche miteinander kommunizieren. Für mich sehr faszinierend, da der Mensch in seiner begrenzten Denkmöglichkeit = nicht blöd, das nicht überschauen kann, was die Natur da macht. Bewusst habe ich das 2018 in Alaska gelernt wie Gletscher nicht nur entstehen, sondern wie sie dynamisch funktionieren. Der Erderwärmung geschuldet bildet sich unter den Gletschern ein „Wasserfilm“, was zu erhöhte Geschwindigkeit strom ab führt. Erst wenn genug Endmoräne am Fuß des Gletschers gebildet wurde kommt dieser Prozess zum Stop, was nicht bedeutet, dass die Abschmelzung an der Oberfläche und an der Sohle weitergeht. Der Unterschied besteht nur darin, dass die Fließgeschwindigkeit Richtung Meer verringert wird und damit das natürliche gravitative Kalben der Gletscher weniger wird. Wir wissen, dass aus Niederschlag dauerhaft unter 0 Grad, mehr muss es nicht sein, nach 10 Jahren aufgrund der Schwerkraft Eis wird. Diesen Punkt der Erde bezüglich Erneuerung sehe ich nicht mehr.

Da ist die „zweite Reihe“ am Hang deutlich attraktiver, Weingüter, die ganz bewusst einladen, um deren Arbeit und „Handwerkskunst“ vorzustellen. Ich bin heute an den Taughanner Falls, einem imposanten Wasserfall, der aufgrund des Klimawandels „spärlich“ aussieht, aber durch seine Höhe beeindruckt.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 107 / 15.08.23

Wir sind aufgrund des Hundefriseurs noch einen Tag in Horseheads auf dem RV Parkplatz von Cracker Barrel geblieben. Es hat den ganzen tag mehr oder weniger stark geregnet und so gab es keinen guten Grund weiter zu fahren.
Der Hundefriseur hat einen guten Job gemacht, auch wenn die hier nicht auf die Rassemerkmale achten. Man sucht sich eine Haarlänge zwischen 3 und 12 Millimetern Länge aus und dann legen sie los. Ich habe mich für 13 Millimeter entschieden, damit die Beine nicht so kahl geschoren werden. Der Kopf, besonders um die Augen herum, sieht jetzt eher wie ein Malteser aus und nicht wie ein Welsh Terrier, aber es wächst ja alles nach und am 19.10. wird es dann wieder richtig geschnitten. Was ich nicht wusste ist, dass zum Service automatisch das Baden und Fönen dazugehört, insofern fand ich 94$ völlig in Ordnung. Ich bin in der Zwischenzeit zum Frühstück gefahren und habe die Atmosphäre bei Country Musik genossen. Ich bin immer wieder überrascht, dass viele Amerikaner, auch mit kleinen Kindern nicht zu hause frühstücken, eine ganz andere Kultur.
Nach dem Abholen, das Friseurteam war begeistert von Xandro, da er alles geduldig ohne zu zicken zugelassen hat, habe ich mir Aldi Süd „gegönnt“. Es gibt keine deutschen Produkte, hatte ich auch nicht erwartet, aber es war alles am Platz 1:1 wie in Deutschland. Erstaunlicherweise öffnet Aldi Süd erst um 9:00 Uhr, wenn die Konkurrenz schon 3 beziehungsweise 2 Stunden geöffnet hat. Es war auch nicht besonders voll, obwohl es deutliche preisgünstiger ist als bei Walmart.
Den Rest des Tages habe ich mit wischen verbracht. Der Welsh Terrier fängt erst an Unterwolle zu verlieren, wenn das Fell zu lang und zu dick geworden ist und es ihm einfach zu warm ist. Es sind ganz feine Haare, die man im trockenen Zustand nicht sieht, um so mehr im nassen Zustand. Entsprechend war der Aufwand mit mehrfachem Trockenwischen, um auch die Haare zu beseitigen. Nun ist alles wieder so, wie ich es haben will und der Hund haart nicht mehr.
Leider hat sich Wetter immer noch nicht beruhigt, es gibt zwar auch mal trockenen Phasen aber es ist alles grau in grau. Morgen soll es etwas besser werden, bevor das nächste Regenband „vorbeischaut“. Im Moment stört mich das überhaupt nicht, da ich noch genügend freien Puffer von 12 Tagen habe, so dass ich in Ruhe „abwettern“ kann.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 105 / 106 – 13. / 14.08.23


Nach einem entspannten Tag in den Parks von Geneva und einer weiteren Nacht an der Tankstelle war heute Organisation gefragt. Der Hund muss dringend zum Friseur, ist gut drei Wochen überfällig und er fängt an Wolle abzuwerfen, weil es zu warm für ihn ist. Dank Tante Google habe ich tatsächlich einen Salon gefunden, wo er morgen um 8:00 Uhr seinen Haarschnitt verpasst bekommt. Das sehr schöne sind die Umstände, dass der Salon nur 30 Minuten außerhalb der Route liegt und in 5 Minuten Entfernung es einen Cracker Barrel gibt, so dass die Übernachtung gesichert ist und der Anfahrweg optimal kurz ist.
Nach diesem Erfolg sind wir den Hyw. 14 Richtung Süden gefahren. Es ging teilweise am Seeufer entlang, das sehr dünn besiedelt ist, und durch Weinanbaugebiete mit herrschaftlichen Anwesen der Winzer. Hier gibt es zu Deutschland große Unterschiede, während es in Deutschland malerische Weindörfer gibt sind die Weingüter hier in absoluter einsamer Alleinlage. De See ist rund 56 Kilometer lang, also eine recht kurze Etappe. Ziele waren Whatkins Glen am Südufer, der State Park und Monteurs Fall mit gleichnamigen Wasserfall.Inzwischen sind wir am Zielort in Horseheads einem Vorort von Elmira. Der klassische Distrikt in Nordamerika wo konzentriert die ganze Palette von Geschäften beheimatet ist. Unterbrochen werden diese Geschäfte durch kleine Restaurants, wie z. B. Cracker Barrel, oder auch Red Robin – mein Favorit, wenn es um Hot Chicken Wings geht. Die machen morgen um 11:00 Uhr auf, so dass ich nach dem Hundefriseur dort einen Lunch zu mir nehmen werde.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 104 / 12.08.23


Der heutige Tag stand unter dem Motto Improvisation. Um halb 6:00 Uhr wurden wir unsanft geweckt, eine Putzkolonne von 3 Männern und 3 Frauen mussten ausgerechnet vor meinem Wohnmobil den Morgenkaffee mit lautem Gequatsche über Gott und die Welt trinken.
Da es regnerisch war sind wir schon um kurz nach 7:00 Uhr Richtung USA Grenze gefahren. Die Grenzbeamtin war sehr nett und neugierig, konnte mich aber nicht durchwinken, da das Visum zeitlich verlängert werden musste. Ich schreibe es genauso, wie ich es gefühlt habe. Der Grenzer war ein wiederliches Machtsrschloch und hat mich das sehr deutlich spüren lassen. Nach einer Beruhigung Zigarette ging es dann nach Olcott, wo die ersten Bilder entstanden sind. Ein kleiner etwas heruntergekommener Ort, aber farbenfroh und mit einem typischen Frühstück Restaurant. Besonders auf die Kirche, die nicht gut aussieht hinweisen. Alle Kirchen leben von den Spenden der Gemeindemitglieder, eine Kirchensteuer, bzw. staatliche Unterstützung gibt es nicht. Hier waren überall Schilder mit Spendenaufrufen, um die Kirche noch zu retten. Zum Frühstück bin ich auf eine kleine Landzunge mit süßem Leuchtturm an der Flussmündung mit Hafen gefahren. Kaum waren die Bilder im Kasten als es schwarz am Himmel wurde und 10 Minuten später das Gewitter niederging. Aufgrund der schlechten Sicht bin ich nicht weiter am Lake Ontario entlang gefahren, der für mich eine Besonderheit auf der amerikanischen Seite aufweist, die ich nicht erklären kann. An allen öffentlich zugänglichen Stellen, die ich besucht habe, ist Badeverbot.
Die Fahrt ging dann auf dem Hyw. 18 und später Hwy. 90 direkt nach Geneva. Reine Landwirtschaft, viel Weinanbau, Apfel Plantagen, Kartoffel Felder und viel Mais. Der wird hier als Sweet Corn Sorte angebaut, die nicht verfüttert wird, sondern als Grillbeilage gereicht wird.
Geneva, witzig wie viele Orte europäische Namen haben – morgen bin ich in Dresden – hat ca. 12.000 und ist brechend voll. Die Stadt liegt am Nordufer des Seneca Lake, der zu den 12 Finger Lakes gehört. Alle Seen verlaufen und Nord – Süd Richtung und sehen durch ihre extremen Länge im Verhältnis zur relativ geringen Breite halt aus wie Finger. Hier findet seit heute eine Woche ein Festival statt, so dass die komplette Innenstadt gesperrt ist. Ich habe eine sehr nette Tankstelle gefunden, wo ich über Nacht bleiben kann, den die 2 Campingplätze haben nichts mehr frei. Morgen muss ich noch etwas finden, danach bin ich in einem sehr großen Staat Forest mit kostenlosen Stellplätzen am Cayuga Lake, der durch seine vielen Weingüter sehr bekannt ist.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 103 (Teil 2) 11.08.2023

Heute nachmittag war ich auf dem 520 ft – knapp 160 Meter – hohen Skylon Tower – um sowohl den Weitblick mit dem Erie Lake am Horizont, als auch die Niagarafälle, insbesondere die Zuflüsse aus der Vogelperspektive zu beobachten und zu genießen. Der Eintritt von 22$ ist gut investiertes Geld für den, wie der Amerikaner es nennt, 1.000.000 Dollar view. Das Panorama ist atemberaubend schön, und man kann sich ewig dort aufhalten und die Natur bewundern. Ich möchte nicht sagen, dafür hat sich die Reise gelohnt, aber es ist ein echtes Highlight, was ich hier erleben darf.

Der Ort Niagara, genauer zwei Orte mit gleichem Namen, einer in den USA und einer in Canada, selbst ist kleiner als erwartet, mit viel Grünflächen. Verbunden werden die Orte über eine Brücke mit Grenz- und Zollabfertigung. Der Übergang wird Fußgängern empfohlen, nicht so sehr für Autos, da die Wartezeiten sehr lang sein sollen. Es gibt Shuttle Busse, die bis an die Kontrollpunkte fahren, so dass es sehr gut ohne Auto geht.
Von unten wirkt es ein bisschen wie klein Las Vegas, aber von oben sieht man, dass konzentriert auf einer kleinen Fläche eine Handvoll Hochhäuser – Hotels mit Casino – stehen, also kleine Bausünde.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 103 / 11.08.23

Das war, besser ist immer noch ein WAU Tag. Ich könnte stundenlang dem Horseshoe Fall zuschauen, wie sich die Wassermassen in die Tiefe stürzen. Aufgrund der sehr starken Strömung wird verständlich, dass hier Elektrizität aus Wasserkraft gewonnen wird. Ich bin extra früh um 08:00 Uhr los gegangen, um dem Touristenstrom, der um 10:00 Uhr einsetzte, auszuweichen. Es war, das sieht man auch auf dem Parkplatz, weniger los als gestern. Dafür waren die Boote, die ganz nah an die Wasserfälle ranfahren, komplett ausgebucht. Schon witzig, man kann an den Farben der notwendigen Regenponchos erkennen, ob es ein amerikanisches – blau – Schiff, oder ein canadisches – rot – Schiff ist. Beliebt und gut besucht war auch die Tour hinter die Wasserfälle. Für 190$ kann man auch einen Rundflug mit dem Hubschrauber machen – Dauer 9 Minuten. Alles Aktivitäten, die mich nicht interessieren. Ich will am späteren Nachmittag auf den Skylon Tower fahren, um die Wasserfälle und den Niagara Fluss aus der Vogelperspektive zu erleben, und das bei anderen Lichtverhältnissen als heute morgen.
Die drei Wasserfälle – American Falls, Bridal Veil Falls und den Horseshoe Falls werden durch die beiden Inseln Luna Island und Goat Island gebildet, die den Niagara Fluß an dieser Stelle „aufspalten“. An den American Falls, der eine Breite von 260 Metern ausweist, kann man trotz Gischt das Geröll gut erkennen, dass sich durch den Rückzug der Kante als abgestürzte Felsbrocken gebildet hat. Der größte Teil ist einem massiven Felsabbruch in 1954 zuzuschreiben. Der größte Wasserfall sind die Horseshoe Falls mit einer Breite von 670 Metern. Hier verläuft auch die Landesgrenze zwischen den USA und Canada. Der mittlere Teil ist komplett in Gischt gehüllt, sodass man nicht die volle Größe sehen kann.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 102 / 10.08.23


Heute morgen war „entscheiden“ angesagt – Zwischenstopp in Erie am Lake Erie, oder durchfahren bis zu den Niagarafällen. Ich habe mich aufgrund der Wettervorhersagen dafür entschieden direkt nach Niagara, Ontario, also auf canadischer Seite zu fahren.
Abschied vom Lake Erie:

Auf der Tour zu den Niagara Fällen habe ich von den Stadtautobahnen aus die Kulissen von Cleveland und Buffalo einfach nur genossen – ganz tolle Panoramen.
Wie zu erwarten ist sowohl auf der canadischen Seite, als auch auf der amerikanischen Seite das Umfeld zur Natur kommerziell „verkommen“, kein Wunder bei über 12.000.000 Besuchern pro Jahr möchte jeder seinen Anteil abschöpfen. Sorry, aus der Nummer bin ich schon lange raus, das blende ich ich komplett aus und bewundere, bestaune das was ist, die Natur. Klar, es gibt hier eine riesige Reklame von „The Keck“, eine Steak House Kette, die es weltweit gibt und für mich das non plus ultra in Steak Zubereitung ist.
Zurück zu den Niagara Fällen:
Geboren aus der letzten Eiszeit verbindet der Niagara Fluß den Lake Erie mit dem Lake Ontario, die ungefähr einen Höhenunterschied von 60 Metern aufweisen. Bedingt durch die Geologie der Gesteinsschichten bewegt sich die Abbruchkant des Wasserfalls bei konstantem Höhenunterschied ca. 1,8 Meter pro Jahr Richtung Eriesee. Die obere Schicht ist deutlich härter, als die untere Schicht, die dem Druck nicht standhalten kann und wegbricht. Wir, die das Schauspiel bestaunen, haben keine Ahnung über die Realität der Natur. Der Mensch hat hier ganz massiv eingegriffen, ohne das es das Bild für den Touristen stört – immer noch ein Wasserfall. Die Energiewirtschaft regelt den Niagara Fluss zwischen 6.000 Kubikmetern pro Sekunde und 1.800 Kubikmeter pro Sekunde je nach Strombedarf in seinen Wasserkraftwerken im Netz am Wasserfall. Also, Hand aufs Herz – bei allem Wissen / Erfahrung maße ich mir nicht an diese Mengenunterschiede zu sehen, aber technisch, wirtschaftlich zu begreifen. Das was mich bewegt ist tiefe Dankbarkeit, dass ich es sehen darf, denn es ist alles andere als selbstverständlich.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 101 / 09.08.23

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Die Nacht war ungestört – kein Security und keine Polizei – und untermalt vom Wellenrauschen des Lake Erie, herrlich.
Situations Bedingt habe ich den schnelleren Hwy. 2 und nicht die sehr langsame Küstenstraße genommen. Daher gibt es keine Bilder von dieser Etappe. Wieder in den USA und gerade in Ohio gibt es wieder mein geliebtes Übernachtungsziel Cracker Barrel. Cracker Barrel ist nicht in allen Bundesstaaten vertreten. So werde ich in den nächsten Bundesstaaten New York und Vermont auf meiner Tour, sowie bis zum Ende der Reise in Canada keine weitere Gelegenheit haben bei Cracker Barrel zu stehen. Lach, so was wie „Abschiedsfrühstück“. Wir stehen unweit westlich von Cleveland für diese Nacht. Für meinen Geschmack ist Cracker Barrel eher ein Frühstücksrestaurant, deshalb werde ich selbst kochen – pikante Mettbällchen, Gemüsebukett (Dip) mit Aioli Dressing und Baguette. Morgen früh, wenn es für den Hund schön kühl im Wohnmobil ist, werde ich mir ein schönes amerikanisches – mit allem Komfort (Toast, Bacon, gegrillte Tomate und Champignon sowie Spiegeleleiern) – Frühstück gönnen. Fazit: Diese Butzen sind rappel voll, völlig unabhängig vom Alter und fast zu jeder Tageszeit – ja, ich mag die Atmoshäre, aber Esskultur mit Ausnahme Frühstück ist für mich heute etwas anderes. Mit 37 Lenzen damals in Calgary 1992- 1994 war es aufgrund des Fremden einfach nur geil – Pizza Hut all you can eat, Chicken Wings Night, Rip Night und Bier Two for One am Freitag. Das war der Start für mich selbst tief in das Thema Lebensmittel, kochen und Deco einzusteigen, ein Hobby, das mich mich fasziniert und viel Freude macht.
Ich kenne den tieferen Grund nicht, aber es werden überall frittierte Austern angeboten, das gleiche bei Fisch – schade, denn es gibt „bessere “ Methoden der Zubereitung. Ja, ja…. nochmal zu Calgary: alle haben den Kopf geschüttelt, dass ich / wir Mett und Hering roh essen. Da poppt noch eine Erinnerung auf: Bei einem Dinner nach aufwendigem Meeting in London bestellten sich viele Amerikaner / Amerikanerinnen als Nachtisch Käseplatte. Herrje, 90% Weichkäse, den sie nicht einmal probiert haben – schon gravierende Unterschiede in den Gewohnheiten und Traditionen. Was ich mir total abgewöhnt habe das zu beurteilen, lach, muss jeder machen wie er es gut findet.

Nordamerika Tour – Tag 99 / 100 – 07./08.08.23


Zuerst eine kurze Erklärung für die, die aufmerksam den Block verfolgen. Mir ist im Bereich des 70. Tages ein Fehler beim zählen unterlaufen, so dass es in der Chronologie eine Abweichung von 3 Tagen gibt. Heute ist tatsächlich der runde „Geburtstag“ von 100 Tagen auf meiner Tour und es verbleiben 70 Tage bis zum Rückflug nach Deutschland. Ich werde das Zug um Zug korrigieren. In Schmuddelwetter ging es am 07.08. nach Frankenmuth auf einen Campingplatz. Das Wohnmobil musste entleert und frisch aufgetankt werden. Dazu die übliche Beschäftigung bei Regen, Wäsche waschen und sauber machen. So schön diese Wald Campingplätze sind, man schleppt Unmengen an Fichtennadeln und Sand mit rein. Da das Abwaschen mit einem Spülbecken recht mühselig ist und ich genug Geschirr habe wasche ich nur alle drei Tage ab. Auch der Drops ist gelutscht.
Die heutige Etappe stand ganz im Zeichen möglichst entspannt Detroit zu umfahren und dann an das südliche Ufer von Lake Erie, dem letzten der 5 großen Seen, zu kommen. Eine zweite, wesentliche Randbedingung ist die Wettervorhersage für das Gebiet der Niagara Fälle. Donnerstag und Samstag Gewitter und Freitag Sonne pur. Sonntag eher bewölkt, also lege ich die Ziele so, dass ich entweder am Donnerstag Spätnachmittag, oder am Freitag sehr früh ankomme. Bei 12 Millionen Besuchern jährlich ist es immer voll. Es gibt zwei Parkplätze, die man 24 Stunden, also mit Übernachtung nutzen kann. Ankunft also wenn schon wieder etwas frei ist, oder so spät, dass schon wieder etwas frei ist. Heute stehe ich in Port Clinton, einem Ort, der durch die Fährverbindungen zu den Inseln Bedeutung hat. Mal sehen was heute Nacht passiert, ich stehe auf einem Parkplatz von einer Mc Donalds Alternative, eine traurige. Aufgrund von Personalmangel hat Drive Through geschlossen, und statt bis 20:00 Uhr geöffnet zu sein macht der Laden um 15:00 Uhr dicht. Die fehlenden Umsätze spiegeln sich untrügerisch im Erscheinungsbild wieder. Zumindest konnte ich aber den ersten ausschweifenden Blick auf den Lake Erie werfen.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 98 / 06.08.23

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Wau, heute morgen habe ich auf dem Hundegang das wahre Ausmaß der Anlage kennen gelernt. Es gibt nicht nur einen, nein drei RV Bereiche. Da mir das Casino nicht wichtig ist war ich gleich auf dem unteren Bereich geblieben, wo wir mit 15 Fahrzeugen standen. Es gibt aber auf dem oberen Bereich – Höhenunterschied vielleicht 25 Meter – zwei weitere Plätze, wo heute morgen mehr als 50 Camper standen. Grins, und die stehen da definitiv länger, so gemütlich wie die sich eingerichtet haben, fehlten nur noch die Gartenzwerge. Wir sind dann sehr abenteuerlich nach Grayling gefahren. Mein Hauptnavi ist, zum wiederholten Male ausgefallen und ich musste Google Maps auf dem Handy nutzen. Und das Teil treibt mich zum Wahnsinn – die optische Position ist regelmäßig 150 Meter von der tatsächlichen Position entfernt, alternativ aufgehängt, mal mit Ansage, die der aufgehängten Position entspricht, aber nicht der Realität entspricht, gerne auch mal ohne Ansage. Ok, ich bin dort angekommen wo ich hin wollte, aber wenn ich mir die Karte anschaue ganz sicher nicht auf der direkten Route. Uschi, die Navi Dame hatte sich aufgehängt und ich bin auf einer Schotterpiste gelandet, irgendwo im Niemandsland. Es gab hin und wieder „abgewrackte“ Häuser, wo der Restwert der polierte Pick-up Truck war, ansonsten Müllberge schlimmer, als das was ich in Montana 2018 gesehen habe.
Wer mal icn Costa Rica – Traumland, überhaupt keine Frage, gefahren ist, der weiß was ich meine: wann hören diese Schlaglöcher endlich auf. Nach 12 Meilen gab es wieder Asphalt unter den Rädern, was nicht heißt, dass die Schlaglöcher weniger wurden. Am Ende bin ich aber am geplanten Rastplatz am Hwy. 75 angekommen, sehr großzügig angelegt und weit genug weg vom Hyw. 75, sodass der Lärm nicht stört.
Morgen geht es dann an das Südufer vom Lake Huron, bevor es in großem Bogen an Detroit vorbei an den 5. Lake Erie geht. Aufgrund der Kriminalität in Detroit und Chicago sind diese Städte kein Thema für mich. Es geht dann gemütlich über Cleveland und Buffalo zu den Niagarafällen, auf die ich mich sehr freue.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 97 / 05.08.23


Nach einem gemütlichen plausch mit dem Hafenmeister, der mir erklärte, dass die Info von iOverlander bezüglich Übernachtung nicht stimmt, er aber erst jemanden weg schickt, wenn es mehr als eine Nacht ist, bzw. wenn der Hafenbetrieb gestört wird.
Es ging dann über die große Brücke, die den Zusammenfluss vom Lake Michigan und Lake Huron überspannt, ein Stück am Ufer des Lake Michigan entlang. Die Brücke ist Mautpflichtig und kostet für das Wohnmobil 10$ – ganz einfache Rechnung: Campingfahrzeuge 5$ pro Achse. Die Küstenorte machen den Eindruck, dass hier mehr Wohlhabende leben. Fantastische Ausblicke auf einen See, der sehr viele Sandstrände hat. Michigan ist ein besonderer Bundesstaat, der erlaubt, das lizenzierte Tankstellen Alkohol in jeder Form verkaufen dürfen. Man muss keine Liquor Stores suchen. Wir übernachten in Petoskey am Odawa Casino. Mit den guten Erfahrungen sond auch hier rund 50 Stellplätze für Wohnmobile und es sind rund 15 Plätze bereits besetzt.

Nordamerika Tour 2023 – Tage 94 – 96 / 02. – 04.08.23


Der Tag in Braga endete mit einem schönen Grillen, 2 Steaks und ein Hähnchenbrustfilet für mich, und 2 Hähnchenbrustfilets für Xandro – der immer noch mit dem Futter hier rumzickt. Dazu einen gemischten Salat mit Caesar’s Dressing und Knobi Baguette.
Im Halbschlaf habe ich das Gewitter und den Starkregen mitbekommen, die Auswirkungen aber erst beim Aufstehen mitbekommen. Die Hälfte des Platzes war überschwemmt und die Zelt Camper waren entweder mit trocknen oder Abreise beschäftigt. Schon witzig, ich komme aus der Camper Szene und habe das erste Mal keine Gummistiefel eingepackt. Der Tag war für mich dann auch für Schadensbeseitigung angesagt. Über einen Fensterspalt war die Fahrerseite geflutet und musste „trocken gelegt“ werden.
Am 03.08.23 ging es dann weiter nach Marquette, einen sehr niedlichen, mittelgroßen Stadt mit einer recht großen Universität und Campus. Rund 10 Kilometer außerhalb befindet sich ein Casino und wird von iOverlander zur Übernachtung empfohlen. Ich habe sowohl das beschriebene vorgefunden plus viel mehr. Es gibt tatsächlich einen Parkplatz für 50 Wohnmobile, die auch gerne dort zur Übernachtung stehen dürfen. Es gibt aber auch rund 1.000 Parkplätze für PKW und Casino Besucher. Ich habe nicht schlecht gestaunt, dass um 17:00 Uhr rund 300 PKWs da waren, die Nacht weiß ich nicht, aber heute morgen um 07:00 Uhr beim Hundegang noch immer, oder schon wieder 150 PKWs da waren. Mit mir waren noch 2 große Wohnmobile zur Übernachtung – eine Großfamilie, 2 kleine Kinder und drei große Hunde und ein Pärchen, die offensichtlich gemeinsam unterwegs waren. Dazu noch ein Typ mit Rennboot auf dem Anhänger. Was für diesen Platz gilt galt auch für Barga, die Internetverbindung war instabil, sodass ich erst heute wieder schreiben kann.

Nach der Morgenroutine mit leckerem Kaffee und Frühstück – freue mich auf deutsche Brötchen und deutsches Brot – habe ich einen Scenic Hyw. nach Grand Marais genommen, der seinen Namen verdient hat. Alle 2 Kilometer im Schnitt gab es Parkplätze direkt am Lake Superior, die man unmöglich alle mitnehmen kann, da oft der Weitblick das gewisse etwas ist. Dennoch sehr beeindruckend schön!
Der geplante Zielort hat mir überhaupt nicht gefallen, schmuddelig und unfreundlich. Also bin ich ein paar Kilometer weiter gefahren und stehe heute an einem ganz kleinen Hafen in Naubinway, 5 Boxen für Segelyachten, der Rest für Motoryachten und Angler Boote. der Ort ist am Lake Michigan, und damit der vierte von den fünf großen Seen, die ich erleben darf. Obwohl auch dieser Ort recht klein ist hat er eine kleine Bank mit Bankautomaten. Das war sehr wichtig, da ich kaum noch Bargeld in Dollar hatte und staune: Im großen Amerika gibt es auf dem Land Campingplätze, die nur Bargeld akzeptieren und man nicht reservieren kann.
Und dann noch ein Straßenschild, was ich bisher nur in Michigan gesehen habe. Überall gilt doppeltes Bußgeld in Baustellen, ok, hier in Michigan zusätzlich bei Tötung eines Bauarbeiters 7.500 Dollar plus 15 Jahre Gefängnis, echt krass.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 93 / 01.08.23

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Ich war heute in einer „anderen Welt“. Cupper County ist geprägt vom Bergbau, d. h. vom Abbau von Kupfer von den späten Jahren des 18. Jahrhunderts bis in die 60er des letzten Jahrhunderts. Es ist toll zu sehen, wie die Amerikaner gezielt entschieden haben Museen als Zeitzeugen anzulegen. Von den vielen Minen, mit all seinen Ruinen, haben sie zwei Museen erschaffen, die auch Unter Tage Besuche ermöglichen. Mich hat die Frage auch in Irland und in Schottland beschäftigt, wo Wehrtürme viele tausend Jahre alt sind und „verrotten“. Ja, man kann nicht alles „retten“, was auch gar keinen Sinn macht. Besser ist die Fokussierung auf den Zeitgeist am Beispiel von wichtigen Exponaten. Für mich gehört dazu in Deutschland die Völklinger Hütte im Saarland in ihrer Einzigartigkeit.
Zurück zur Tour, anfänglich zum Binnenland bin ich dann zurück an den Lake gefahren und in Copper Harbour, dem eigentlichen Zielort gelandet. Wow, am Ende der Welt, kein Handy Signal und ein Massenauflauf. Gar keine Frage, ein Kleinod mit viel Flair, hat mir gefallen. Platz zum Übernachten gab es nicht, also hat es mich weiter wieder Richtung Süden gezogen. Ich bin heute in Baraga mit ganz neuen Erfahrungen. Der Campingplatz gehört zum State Park und man muss zur Nutzung einen Pass heben – ok, nicht der Rede wert, wenn man es weiß. Liebenswerte Ranger haben mir den Paß für 39$ für ein Jahr ausgestellt, ich bin also für ein Jahr im digitalen System und kann die State Campingplätze nutzen.

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