18.06.2019 – von Umea nach Härnösand

Die E4 Richtung Süden verläuft im Abstand von 5 bis 15 Kilometern parallel zur Küste. Was sehr angenehm ist, gab es auch in Norwegen, dass mit Schildern auf Sehenswürdigkeiten hingewiesen wird. Unangenehm ist die fremde Sprache, denn im Gegensatz zum norwegisch kann ich mit schwedisch nichts ableiten, außer Kirche und Naturschutzgebiet. Es ist leider zeitlich nicht möglich jedem Hinweisschild zu folgen, zumal die Sehenswürdigkeit auch mal 15 Kilometer entfernt sein kann – und diese Angabe fehlt auf den Hinweisschildern. Dennoch waren 2 Highlights dabei, der schnuckelige Ort Norrbyskär mit wenigen Häusern und alle mit Seegrundstück. Am Anleger lag eine Fähre für Personen und Fahrräder. Auf der anderen Fjordseite konnte man ein Industriegebiet ausmachen. U. U. also der Arbeitsshuttle. Das zweite war die Kirche in Grundsunda. Ich kann mich nicht erinnern zuvor einen solch schönen Kirchturm aus Holz gesehen zu haben. Bemerkenswert war, dass der ganze Ort ein Kulturzentrum ist und im Kirchturm die Besuchertoiletten untergebracht sind. Zurück zur E4 und den schwedischen Besonderheiten. Die Straße ist gut ausgebaut, aber nur zweispurig. In gewissen Abständen kommt ein Stück, i. d. R. ein bis zwei Kilometer lang zum überholen. Obwohl die erlaubte Höchstgeschwindigkeit 110 km/h beträgt gibt es, wie in Deutschland auch, Abschnitte mit einer Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h. In diesen Abschnitten wird alle 5 Kilometer auf Blitzer aufmerksam gemacht, die genau 250 Meter nach dem Hinweisschild stehen. Also wer sich blitzen lässt hat ganz einfach gepennt.

Zum Hundegang bin ich an einen Strandabschnitt gefahren. So wie man das auch von Jütland kennt sind die Strände naturbelassen. Vieles ist hier ähnlich zu den deutschen Förden, hügeliges aber eher flaches Gelände. Der einzige große Unterschied ist der wesentlich felsigere Geländeaufbau und die Bewaldung oft bis an den Strand. Die vielen Inseln sind mit Brücken verbunden, die teilweise sehr imposant sind. Zum Abschluss der Etappe ging es auf einen Campingplatz in Harnösand. Wieder eine tolle gepflegte Anlage, die Terassenförmig angelegt ist, so dass jeder Stellplatz freien Blick auf die Förde hat.

17.06.2019 – von Ajeplog nach Umea

Der Campingplatz war wohl recht vernässt. In jedem Fall habe ich die Nacht mehr damit verbracht Mücken zu jagen. Die Ausbeute 29 Stück erschlagen oder wo möglich mit dem Staubsauger abgesaugt. In der kurzen Zeit des Bezahlens und den Stromanschluss zu legen sind sie durch das offene Fenster im Fahrerhaus gekommen und haben sich gut bis zur Nacht versteckt.

Bei leichtem Regen ging es dann Richtung Südosten an die Ostseeküste. Mit der eigenen Erfahrung und den Erzählungen, das Schweden im Sommer mückenreich ist, habe ich die Route etwas abgeändert. Statt über Land – mit dem Wintersportort Östersund – nach Göteborg an die Westküste zu fahren nehme ich die Ostküste über Stockholm. Danach geht es über die Südküste nach Malmö und über Kopenhagen zurück nach Deutschland. Wird in Summe eine tolle Erfahrung die Ostküste jetzt von der Landseite mit Wohnmobil und später Ende August mit einer Segelyacht zu erleben.

Die Etappe hatte nicht viel zu bieten. Wald, Wald und nochmals Wald in einer hügeligen Landschaft. Wald, in allen Formen, Nadelwald, Laubwald, Mischwald oder abgeerntete Flächen mit kleinen Setzlingen zur Aufforstung. Mehrere Vollbremsungen mit Ausweichmanövern, weil hier viele Rentiere an und auf der Straße sich tummeln, waren echte Herausforderungen. Ich dachte, dass die Bergziegen in Alaska dickfellig sind und auf der Straße liegenbleiben. Nein, Rentiere toppen das und laufen hunderte von Metern gemütlich auf der Straße, reagieren auch nicht auf hupen, und man ist gut beraten sie nicht zu überholen, denn sie gehen eigenwillig aber unvorhersehbar nach links oder nach rechts von der Straße. Es gab unterwegs ganze drei Häuseransammlungen, eine Kleinstadt und sehr wenig Verkehr. Aufgrund mangelnder Motive gibt es von der „Eintönigkeit“ keine Bilder. Kurz vor Umea, eine moderne Universitätsstadt mit rund 85.000 Einwohnern, setzte heftiger Platzregen ein. So viel die Stadtbesichtigung regelrecht ins Wasser. Was noch möglich war, war der Besuch in einer Mall zum einkaufen. Die Einkaufzentren sind schick und vergleichbar mit den nordamerikanischen Malls. Das was sehr auffällig ist, ist das magere Angebot an Gemüse, was mir auch in Norwegen gefehlt hat. Gemüsekonserven kennen weder die Norweger noch die Schweden. Es gibt Mais, Champignons und Tomaten – das war es auch schon. Da inzwischen Platz im Gefrierfach entstanden ist konnte ich etwas aus der Kühltruhe mitnehmen. Aber auch da ist, vergleichsweise zu Deutschland, das Angebot klein.

Der Campingplatz liegt südlich von Umea und hier herrscht das Gegenteil – Trockenheit. Aufgrund der schönen Waldlage ist bis auf weiteres selbst das Grillen mit Holzkohle verboten.

16.06.2019 – von Bodo, Norwegen nach Arjeplog, Schweden

Nach der späten Ankunft mit der Fähre in Bodo ging es heute Richtung Schweden. Zunächst ein Stück wieder auf der E6 Richtung Süden und dann über die Berge Richtung Osten. Was soll ich sagen, es war wie in einem bekannten Film. Die „Bergtour“ war der Strecke Dawson City nach Tok vom 24.06.2018 unglaublich ähnlich. Nicht ganz so hohe Berge und bessere Straße, aber auch gewunden um die Gipfel. Ein halten war in dem Bereich nicht möglich, daher verweise ich auf die Bilder im Archiev vom 24.06.18.

Nach Ankunft in Lappland gestaltete sich die Landschaft abwechselnd mit Wald, Feuchtgebiete und große Seen. Auch hier viel Ähnlichkeit mit dem Alaska Hyw.

Immer wieder tauchen riesige, langgestreckte Seen auf, an deren Rand die Straße gebaut ist. Auch die deutlich dünnere Besiedlung und Verkehr, im Gegensatz zu Norwegen ist auffällig. Ganze zwei Ortschaften waren auf schwedischer Seite der Etappe. Dafür unzählige, einsame Hütten für Angler und Wanderer.

Dazu gibt es noch zwei große Unterschiede zu Norwegen. Der erste ist angenehm, es sind 25 Grad Celsius, auf den zweiten würde ich gerne verzichten. Es gibt hier reichlich Mücken.

15.06.2019 – von Ramberg nach A und zum Fähranleger nach Moskenes

Endlich hat sich die Sonne durchgehend gezeigt. Es herrschte sau kalter Nordwind, so dass es sehr dunstig war und die Sonne leider nur als grelles Gebilde zu sehen war. Am Morgen ging es auf die letzte Etappe Richtung Süden. Es reihten sich Fischerdorf an Fischerdorf an der Ostküste, alle ohne Ausnahme einfach nur malerisch.

Ich bin froh, dass ich so früh im Mai gestartet bin, denn seit zwei Tagen gibt es einen immer größer werdenden Touristenstrom. reine konnte ich nicht besichtigen, da es nicht einen freien Parkplatz gab und ständiger Gegenverkehr ist bei den schmalen Straßen anstrengend. Eigentlich wollte ich erst morgen die Fähre nehmen, habe mich aber spontan entschieden heute am späten Nachmittag zum Festland zu schippern.

Als kleines Zwischenfazit:

In Nordamerika ist die Weite deutlich größer und die Berge wesentlich höher, aber ein Schmuckstück wie die Lofoten hat Nordamerika im Landschaftsvergleich nicht.

14.06.2019 – von Eggum nach Ramberg

Die E10 verläuft über die Längsachse der Lofoten und endet im Süden im Ort A – so heißt der Ort wirklich – als Sackgasse. Zu den einzelnen idyllischen Fischerdörfern führen Stichstraßen, die ebenfalls als Sackgassen im Ort enden. Heute stand die Besichtigung der wunderschönen Holzkirche in Ballstadt auf dem Programm. Die Architektur wurde inspiriert von der Bauart der Wikingerschiffe und der Bauart der Stabkirche. Aufgrund einer stattfindenden Beerdigung war die in 1905 errichtete Kirche leider nicht von innen zu bestaunen. Neben den vielen schönen Ausblicken auf die Fjordwelt und die Bucht Flakstadpollen sollte das Highleight das malerische Fischerdorf Nusfjord werden – und es war ein echter „Kracher“. Eingerahmt von hohen, durch die Eiszeiten geschliffene Berge ist der Ort völlig natürlich geblieben und bestens restauriert. Es gehört völlig zu Recht zum UNESCO – Weltkulturerbe. Selbst der Tante Emma Laden, der 1907 gebaut wurde, hat noch geöffnet und versorgt mit dem nötigsten. Aufgrund der Besonderheit ist es ein Touristenmagnet geworden, ohne die „unnötigen“ Souvenirläden. Nur zwei Cafe’s und zwei gute Restaurants wurden in traditionellem Stiel für den Tourismus gebaut. Archäologische Funde weisen darauf hin, dass hier bereits im Jahre 400 kommerzieller Fischfang betrieben wurde.Was hier auf den Lofoten Mangelware ist sind tatsächlich Fischgeschäfte, die frischen Fisch anbieten. Zur Übernachtung ging es nach Ramberg, ein gemütlicher Ort, der durch seinen feinen Sandstrand bekannt ist.

13.06.2019 Teil 2 – von Henningsver nach Eggum

So ist das hier im hohen Norden, spontan umdisponieren und alles für das Erlebnis Mittsommernacht. Der Wetterbericht hat sich geändert und die besten Aussichten sind heute Nacht. Also ging die Fahrt weiter nach Eggum, ein verschlafener Ort an der Westküste mit freiem Blick nach Westen und nach Norden.

Auf dem Weg liegen einige idyllische Fischerdörfer. Der erste Ort, den ich besucht habe, war Kabelvag. Der Ort beherbergt die Kathedrale der Lofoten und ein Museumsdorf. Alles sehr nett in norwegischer Tradition errichtet und als Feriensiedlung genutzt.

Der zweite Ort war Henningsvxr an der Südspitze gelegen. 8 Kilometer von der Hauptstraße und über die übliche schmale Straße mit Ausweichbuchten erreichbar. Ein ganz entzückender Ort, wo zur Zeit die Ernte des Stockfisches stattfindet. Entsprechend groß war der Andrang von Touristen, die mit Bussen gebracht wurden. Ich habe mich auf die Bilder von einem Aussichtspunkt beschränkt, da selbst mit Weitwinkel in den schmalen Gassen nicht viele Motive zusammenkommen.

Danach ging es sehr gemütlich über Land und ohne Fjordblick nach Eggum. Witziger kleiner Ort, wo es keinen Ortskern gibt und man auch nicht erkennen kann wovon die Menschen leben. Bekannt ist der Ort für ein ausgedehntes Naturschutzgebiet und der freie Blick auf die Mitternachtssonne.

13.06.2019 Teil 1 – von Hammerstad nach Henningsvær

Der Morgen begann sonnig mit gutem Frühstück. Die Beobachtung der Möwen hat Spaß gemacht, räkeln, putzen und den ersten Fisch naschen. Der erste Stop war die Hauptstadt der Lofoten Solvær, mit rund 4.000 Einwohnern auch mit Abstand größte Stadt auf der Inselgruppe. Dem Tourismus, als zweites Standbein folgend wurde die Stadt sichtbar modernisiert. Alles um den Stadthafen herum sind nun moderne Hotelkomplexe, die eins gemeinsam haben, zumindest die Balkone sind in Schiffsform gestaltet. Es gibt unzählige kleine Restaurants, Bars und Eisdielen und ein Einkaufszentrum ähnlich einer amerikanischen Mal mit immerhin 30 Geschäften. Viele Ferienhäuser wurden im klassischen Stiel errichtet und erhielten die Standardfarbe Rot. Das Areal der Stadt selbst ist ein kleiner Flickenteppich von Inseln und Halbinseln, die bis in die 30er Jahre durch Brücken verbunden wurden. Im Zentrum, hoch auch einem Felsen thront die Stadtkirche. Insgesamt ein tolles Erlebnis, mit Kultur und Lebensfreude im ganz hohen Norden.

12.06.2019 – Hammerstad Camping

Die dunklen Gneisfelswände auf Moskenesøy zählen mit 3,5 Millarden Jahren zu dem ältesten freiliegenden Urgestein der Erde. Auf Austvågøy, am Mofjord finden wir Kalkstein- und Graphitschichten. Hier gab es früher zwei Graphitminen. Am Matmora wurde vor Jahren Ölstein abgebaut, der auch Alaunschiefer enthält. Jüngere Gesteinsarten, wie gemaserte und geschichtete Gneise, sieht man bei einer Fahrt durch den Raftsund.

Grauer Mangerit prägt die mittleren Gebiete von Austvågøy, während der braune Mangerit auf Gimsøy und Vestvågøy allgegenwärtig ist. Geformt wurden die Berge der Lofoten von der Eiszeit, die vor ca. 10.000 Jahren zu Ende ging

Alle Gesteinsarten auf diesem Archipel sind starken Witterungseinflüssen ausgesetzt, wobei die Brandung an der Westseite einer der größten Faktoren der Erosion ist.

Wie schon geschrieben steht der Wirtschaftszweig Fischfang und insbesondere die Produktion von Stockfisch. Die Lofoten haben eisfreie Häfen und trotz der Nähe zum Nordpol gemäßigte Winter dank des Golfstroms. Im Juli und August ist dann auch der Nordatlantik warm genug um zu baden.

Auch wenn die Lufttemperatur im Jahresmittel in den Sommermonaten bei rund 12 Grad Celsius liegt sind auch schon Temperaturen von 29 Grad Celsius gemessen worden.

Ich stehe hier in Hammerstad, und das ist wirklich nur der Campingplatz und 20 traditionelle Fischerhütten. Der Platz war nach 17 Uhr ausgebucht und die Anzahl der Motoradtouristen und Fahrradtouristen mit kleinen Zelten nimmt deutlich zu.

11.06.2019 – von Sortland, Vesteralen nach Hammerstad, Lofoten

Nach Auffülen der Gasflaschen ging es los Richtung Lofoten. Schon am Hadselfjord entlang nach Melbu sieht man die Schönheit der Bergketten der Insel Austvagöy. Am Wegesrand weideten tatsächlich endlich auch mal Rentiere. Ich hatte sie mir eher zierlich vorgestellt, diese waren kompakt und eher kräftig.

Ein kurzer Stop im Hurtigruten Musem in Stokmarknes, sowie ein kleiner Bummel durch den Fischerort war natürlich Pflicht. Immerhin gibt es die Hurtigruten seit 1893 und es fahren heute noch 11 Schiffe fast wie ein Omnibus mit Frachtraum die Küste entlang. In 25 Minuten überquert man den Hadselfjord von Melbu nach Fiskeböl. Vor uns stach ein Segelschiff mit deutscher Flagge in See – nun ja, dass sind schon ordentliche Seemeilen bis zur deutschen Nordseeküste.

Drei Kurven noch und dann war sie da, die einzigartige Prachtstrasse entlang des Austnesfjords. Alle Fahrzeuge fahren im Schneckentempo oder bevölkern die wenigen Parkplätze um diese Landschaft in tiefem Blau des Wassers, sattem Grün der Vegetation und der schroffen Gesteinsformationen staunend zu bewundern. Nun verstehe ich, warum die Lofoten als das Juwel von Norwegen bezeichnet werden, und warum es hier auch in der Nebensaison viele Touristen gibt.

Die Lofoten sind eine Ansammlung von vielen Inseln zwischen dem 67. und 68. Breitengrad. Hier rechnet man im Sommer in Polartag und im Winter mit Polarnacht. D. h. der Polartag geht ca. vom 27. Mai bis zum 17. Juli und die Polarnacht vom 27. November bis zum 17. Januar. Rund 25.000 Menschen leben hier und widmen sich seit dem 12. Jahrhundert, wie heute dem Dorschfang. Überwiegend findet der in den Wintermonaten statt und der kalte Wird trocknet ihn zum begehrten Stockfisch.

Petrus ist mal richtig nett zu mir und verspricht bis zum Sonntag zwischen 18 und zunehmend bis 20 Sonnenstunden. Dementsprechend mache ich hier in Hammerstad 2 Tage Entspannung, um danach an der Westküste in Eggum die (sichtbare) Mitsommersonne zu erleben.

10.06.2019 – von Andenes nach Sortland

Der 09.06.2019 war dem Sturm geschuldet ein Waschtag und mal richtig sauber machen. Es waren Böen mit bis zu 8 Windstärken, so dass auch die geplante Walsafari aufgrund des Wellenganges nicht stattfinden konnte. Heute gegen Mittag ließ der Wind ein wenig nach, so dass auch die zwei Hochbrücken mit Wohnmobil passierbar waren. Auch drängte die Zeit etwas in Richtung Sortland zu kommen, da die sogenannte blaue Stadt mit 10.000 Einwohnern auf dieser Inselgruppe der einzige Ort ist, wo ich deutsche Gasflaschen auffüllen lassen kann, und mein Vorrat ist von 22 kg auf 6 kg geschrumpft. So schön die Lage des Campingplatzes in Anderes war – natürliche Freiheit pur – so Gas intensiv ist das stehen dort, da dort neben der Heizung auch der Kühlschrank auf Gas laufen musste. Auch hier in Norwegen ist der Pfingstmontag ein Feiertag, so dass es morgen als erstes zur Gasfüllstation gehen wird.

Unterwegs gab es ein lohnendes Ziel, eine uralte 8 – eckige Holzkirche. Leider sind solche Sehenswürdigkeiten in Norwegen an Feiertagen auch geschlossen, denn lt. Reiseführer muss das „Innenleben“ sehr schön sein.

08.06.2019 – von Hovden nach Andenes

Die Nacht war sehr kurz und mit wenig Schlaf verbunden. Kaum im Bett kamen heftige Regenschauer, die auf den Dachhauben laut prasselten.

Es ging bei strömendem Regen und zunehmenden Wind zu nördlichsten Punkt der Reise nach Andenes. Der Ort hat etwas mehr als 4.000 Einwohner und ist bekannt für Hochseeangeln und Walsafaris. Bilder von der Strecke ließ das Wetter nicht zu. Das Straßennetz ist so ein bisschen wie ein Spinnennetz, egal wo man hin möchte. Alles geht über den zentralen Punkt Sortland, so dass ich hoffe, dass es morgen Gelegenheit für Bilder gibt.

07.06.2019 – von Lodingen nach Hovden

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Hier auf den Vesteralen ist einiges anders, als auf dem Festland. Offensichtlich ist das Infrastrukturbudget deutlich kleiner, denn die Frostschäden auf den Straßen sind nicht nur unübersehbar, sondern auch beim fahren zu spüren. Viele Schlaglöcher und Spurrillen erlauben nicht mehr als 60 Kilometer pro Stunde. Dafür wird mann durch tolle Panoramen entschädigt. Die Etappe begann schon bemerkenswert. Zwei Elche standen am Waldrand hinter einer ca. 60 Zentimeter hohen Leitplanke offensichtlich unschlüssig, ob sie die Straße queren wollen. Ich war gerade vorbei gefahren und sah im Rückspiegel, dass sie wie aus dem nichts über die Leitplanke sprangen, um dann gute 300 Meter parallel zu einem PKW mit rund 60 km/h galoppierten, ehe sie hinter dem PKW sich in den Wald verabschiedeten. Das war das erste Mal, dass ich einen Elch im Galopp gesehen habe, und die schlacksigen Beine in der Bewegung sind zu schießen.

Es ging am Gullesfjord entlang und über den Sortlandsund per Brücke – tolles Bauwerk – Richtung Nordwesten in die Samtgemeinde Boe. Dort liegen zwei reizvolle Fischerdörfer, Nykvag und Hovden. In Nykvak wird man durch das Geschrei einer 3 Zehen -Mövenkolonie begrüßt. Bei meiner Ankunft war gerade Ebbe, so dass ich bisher noch keinen Weißschwanzadler, der hier auch zu Hause ist, gesehen habe. Hovden ist ein witziger winziger Ort, rund 40 Holzhäuser und rund 400 Einwohner. Es wird ein Bummel durch den Ort im Reiseführer empfohlen. Wie das gehen soll erschgließt sich mir nicht, denn es gibt keinen Ortskern, sondern nur irgendwie angeordnete Häuser. Kein Geschäfte, kein Restaurant, nur eine kleine Kirche mit Friedhof einen kleinen Sandstrand und einen kleinen Hafen, das war es.

Der Ort ist bekannt für seinen Stockfisch, was man an den vielen Gestellen zu Trocknen der Dorsche erkennen kann. Üblicherweise wird der Dorsch im Winter gefangen und im kalten Wind getrocknet. Einige Gestelle waren noch prall mit Fisch gefüllt und man konnte es deutlich riechen. Der Stockfisch wird viel nach Italien und Afrika exportiert, wobei die Italiener den Fischkörper und die Afrikaner die Köpfe bevorzugen.

Die Mitternachtssonne lässt sich in Hovden am besten von der Hafenmole aus beobachten, die man mit einem Wohnmobil nicht anfahren kann. Mit Xandro ist es zu Fuss möglich, aber dort länger zu verweilen eher nicht. So habe ich mich entschieden zurück Richtung Nykvag zu fahren. Die Küstenstraße verläuft in Nordost / Südwestrichtung, so dass von da aus eine tolle Beobachtung möglich ist. Und siehe da, überall wo es möglich war standen bereits Wohnmobile mit der „Nase“ Richtung Norden. Ich habe einen kleinen Fleck gefunden, wo mein kompaktes Mobil gut reinpasste und habe es mir gemütlich gemacht. Es begann auch sehr verheißungsvoll, da so gut wie keine Wolke sichtbar war. Die Aufnahmen erfolgten im 30 Minuten Takt. Leider zogen dann doch sehr schnell die vorhergesagten Wolken auf, so dass der Sonnenaufgang nicht mehr abgelichtet werden konnte.

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06.06.2019 – von Ballangen nach Lodingen

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Es hat die ganze Nacht geregnet und der Campingplatz war eine Schlammwüste geworden. Überhaupt ein merkwürdiger Ort, Office besetzt von 19 bis 21 Uhr. Nun denn, inzwischen hatten sich die Regenwolken verzogen und es ging über Narvik in Richtung der Inselgruppen der Vesteralen, die nördlich der Lofoten angesiedelt ist. Ich habe es wahrgenommen, dass es unterwegs viele Hinweisschilder zu Gedenkstätten des zweiten Weltkriegs gab. Ohne die Hintergründe zu kennen war es dann doch sehr bewegend am Ort nördlich von Narvik zu stehen, wo 1940 eine Schlacht stattgefunden hat.

Über die abgebildete filigran wirkende Brücke ging es auf die Vesteralen, entlang am Fjord mit immer wiederkehrenden Highlights an Ausblicken auf den Fjord. Morgen geht es an die Westseite der Insel nach Hovden und Übermorgen an die Nordspitze nach Andenes, beides empfohlene Orte die Mitternachtssonne zu erleben. Hier auf der Ostseite wird es zwar nicht dunkel, aber die Sonne verschwindet hinter den Bergen die bis zu rund 1.200 Meter aus dem Meer ragen. Ist schon eine einzigartige Erfahrung, denn das Zeitgefühl geht völlig verloren.

Übernachten werde ich in Lodingen, einer kleinen Stadt mit Fährhafen. Da ich einige Fähren bereits genossen habe bin ich um den Fjord gefahren, statt das Boot von Bognes nach Lodingen zu nehmen. Im Moment sind es erfreuliche 17 Grad bei wechselnder Bewölkung. Die Vorhersage sagt mehr Sonne in den Abend- / Nachtstunden voraus. Unangenehm ist der starke und böige Wind bis zu 7 Beaufort.

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04.06.2019 – vom Storli Campingplatz nach Fauske

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Der Tag begann gemütlich, Hundegang, ein paar Espressi und ein Plausch mit dem zweiten Wohnmobilisten am Ort. Und das Thema hatte ich Vorgestern schon einmal, Pärchen aus Bonn und aus Freiberg. Abbruch der Tour zum Nordkap wegen schlechtem Wetter. Ja, das Wetter ist nicht schön, aber nun der Hintergrund: Mutti ist nicht nur das Wetter zu kalt, sie mag es auch nicht, dass überwiegend die Sanitärgebäude nicht beheizt sind. Hallo, eure Superkarre ist doch autark und ihr könnt(et) dort duschen usw. Nee, die Nasszelle wird nicht genutzt, macht Arbeit und könnte den Wiederverkaufspreis schmälern. Ich lach mich schlapp, das gleiche hat mir die Vorbesitzerin meines Wohnmobils erzählt, d. h. die Nasszelle war beim Kauf unbenutzt. Ich benutze sie und sie funktioniert für mich ohne wenn und aber. Dann ging es wieder auf die E6.

Wie heißt der blöde Spruch: „schlimmer geht immer“, und er kann so wahr werden. Nach schönen 10 Kilometern kam die nächste Baustelle mit einer Länge von rund 60 Kilometern. Hier fehlte jeder straßenähnliche Belag, nicht einmal Gravel (Schotter) wie in Nordamerika. Dafür jede Form von Schlagloch, teilweise so groß, dass ein halbes Auto reingepasst hätte (ich glaube zur Zeit der Wende sagte man Trabi verstecken). Dazu waren alle Rastplätze gesperrt, so dass ich tolle landschaftliche Eindrücke mitnehme, ohne ein Foto machen zu können. Es kam ein längerer Talabschnitt, das durch den Abbau von Eisenerz bekannt geworden ist. Auch hier wieder immer wieder Panoramabilder der Natürlichkeit des Flussbettes.

Von nun an ging es berauf Richtung nördlichem Polarkreis. Kaum spürbar als Übergang und wirklich schlagartig – wie an einer unsichtbaren Grenze – lag richtig viel Schnee und die kleinen Seen waren noch zugefroren. Gleichzeitig war fast alles an Vegetation verschwunden. Es gab Moose und Krüppelbirken, die zwar Knospen an den Ästen haben, aber noch keinerlei grüne Blätter in Sicht ist. Das sie nicht abgestorben sind habe ich erst beim fotografieren gesehen. Die Szene war ca. 20 Kilometer lang auf einem Hochplateau von ca. 700 Metern rund um den nördlichen Polarkreis. Das Polarkreiszentrum ist ganz nett gemacht, Informationsraum, kleine Einkaufsmöglichkeit und ein Restaurant. Alles was der Tourist braucht, denn hier sind 80% der Fahrzeuge Wohnmobile und die Siedlungen werden kleiner und deutlich weniger. Nach dem Hochplateau ging es wieder stetig abwärts bis fast auf Seelevel. Wieder in der Fjordlandschaft angekommen richtet sich die Trasse an den natürlichen Landschaftsformen, das heißt auf und ab mit sehr vielen Kurven.

Und da war er wieder, der lästige Begleiter Dauerregen. Die Panoramablicke waren atemberaubend und es macht mich etwas traurig, sie nur beschreiben und nicht zeigen zu können. Es waren wirklich unzählige 1.000.000 Million Dollar Views dabei.

Heute übernachte ich in Fauske und brauchte für das Abendessen noch etwas gemüsiges. Ja, so dass, wenn man(n) sich nicht auskennt, da taucht ein COOP auf, also kein bevorzugter Discounter, und man tritt in die Kostenfalle. Ich habe nur das nötigste besorgt: Erdbeeren und fertige Schlagsahne (freue ich mich drauf), Blumenkohl für heute, Rosenkohl für morgen, Sour Cream als Dip für Natchos und eine Probierpackung Stockfisch. Der Preis? Sage und schreibe 38 Euronen. Den Stockfisch habe ich sofort probiert, nun ja, ist im Mund wie Staub, der Fisch schmeckt – für mich sehr gewöhnungsbedürftig.

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05.06.2019 – von Fauske nach Ballangen

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Was für ein herrlicher Tag, viel Sonne endlich mal warme 18 Grad und viel gesehen. Das erste Mal hat sich auch eine schüchterne Elchdame am Wegesrand gezeigt. Unschlüssig die Straße zu queren ist sie dann doch im Wald verschwunden – leider so spontan nicht fotografierbar. Richtung Norden werden einige Dinge anders, weniger Bevölkerung, weniger Autos und weniger Vegetation, sobald es bergauf geht. was mir noch ein Rätsel ist sind die vielen LKW, die vom Norden kommen und nach Süden donnern. Viele Bilder sprechen für sich, was die Landschaft und die Geheimnisse von Mutter Natur betrifft.

Ich bin jetzt auf der geographischen Breite von 68 Grad und 26 Minuten und damit gut 200 Kilometer nördlich des Polarkreises. Hier hat die Sonnenwende, die am 21.06. stattfindet eine ganz andere Bedeutung und Dimension. Hier scheint die Sonne durchgehend vom 22.05. bis zum 21.07.

Der längste Tag auf dieser Erde dauert 1.800 Stunden, das entspricht 75 Tagen. Die Kehrseite der Medaille: An diesem Ort gibt es im Winter auch 75 Tage lang kein bisschen Sonnenlicht. Ich bin sehr gespannt auf diese Erfahrung, denn bisher war es zwar nicht dunkel, sondern nur dämmerig mit einem Sonnenuntergang gegen 22:30 Uhr und einem Sonnenaufgang gegen 02:30 Uhr. Das wirkliche Schauspiel (drücke die Daumen für gutes Wetter) werde ich allerdings erst auf den Inseln der Vesteralen und den Lofoten erleben, wenn der Blick frie zum Horizont des Atlantiks ist. Solche Aussichtsplattformen, wie ich sie im Yukon in Dawson City auf dem Mid Summer Dome erleben durfte habe ich hier noch nicht gesehen.

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