Nordamerika Tour 2023 – Tag 115 / 23.08.23
Das Dinner bei Cracker Barrel war klasse, die Nacht etwas ungewöhnlich. Da es erst gegen 3:00 Uhr morgens zum schlafen angenehm kühl wird lassen sogar die Obdachlosen den Motor für die Klimaanlage so lange laufen. Finde ich nicht prickelnd, kann es aber nicht ändern. Wir sind sehr früh aufgebrochen auf die Etappe zum Cheese Trail im Bundesstaat Vermont. Wenn man sich mit dem Thema beschäftigt stellt man fest, dass es den Trail so gar nicht gibt. Es ist mehr ein Gebiet, das über zwei Hyw’s in Nord Süd Richtung mit jeder Menge Verbindungen in Ost West Richtung erschlossen wird. Das Gebiet umfasst 49 käsereien, deren Besonderheit nicht nur der Käse, sondern die Beschaffung der Produkte aus den nahen bäuerlichen Betrieben ist. Alles sehr natürlich, handwerklich super und keine Massenproduktion vom Band.
Zu Beginn der Tour habe ich den Bundesstaat Vermont im Osten gestreift, und nun bin ich im Westen und mittendrin. Die Schönheit des relativ kleinen Bundesstaates ist unbeschreiblich, muss man einfach gesehen und erlebt haben. Alles ist ohne Hektik und naturverbunden. Viele Seen, Flüsse und kleine Bäche eingebettet in eine stark bewaldete Mittelgebirgslandschaft. Neben dem Tourismus, aufgrund der vielen Wandermöglichkeiten und Wassersportaktivitäten, ist insbesondere die Produktion und Veredelung von Ahornsirup eine wichtige Einnahmequelle, denn es gibt so gut wie keine Nadelbäume als Waldform. Dazu eben noch die Spezialitäten Käse, Wein und Bier Brauereien, die alle tolle Angebote im Freien (Gärten) anbieten, um ein zukehren und zu genießen, wie einige exemplarische Bilder zeigen.
Ich wollte eigentlich heute in der Marina von Brattleboro übernachten, ein Platz, der von iOverlander empfohlen wird. Klar, kostenlos, am Wasser, mit gutem Hafenrestaurant – und dann, nö! Kein Schattenplatz und eine ganz gruselige Atmosphäre. Ich komme ja aus der Hochsee Szene und kenne Schrott- und Müllplätze auch in deutschen Marinas. Die sind aber weitestgehend vom aktiven Betrieb getrennt, und das ist hier leider nicht so. Endloser Schrott, der nei entsorgt wird, nimmt immer mehr Raum vom Parkplatz des Hafens ein. Heute gönnen wir uns einen Schattenplatz auf einem Campingplatz im Wald, 6 km südlich und sehr ruhig – eine Wohltat. Ich schreibe das mal so wie es ist: Durch den Defekt in der Druckwasserversorgung bin ich zwar weiter reisefähig und „trocken“, was Leckagen betrifft, aber eingeschränkt was Duschen betrifft. Mittelalterlich mit Waschschüssel, Waschlappen und Seife kommt man ganz gut aus, aber irgendwann sagen die Haare, och nö bitte duschen und waschen, danke! Mit ein bisschen Stolz bin ich begeistert, wie ein Ingenieur, also ich, immer wieder eine Lösung zu technischen Problemen findet. Frei nach dem Motto, es gibt gar keine Probleme, sondern nur Herausforderungen!
Der Empfang am Campingplatz war einfach wie nach Hause kommen. Sehr freundlich und zugewandt, hilfsbereit; aber das entscheidende, es gab keinerlei Probleme mit der englischen Sprache. Das ist nicht immer so aufgrund von ganz individuellen Akzenten – so wie ein Saarländer, als Beispiel, ja auch nicht unbedingt Hochdeutsch spricht, (lach).
Natürlich nehme ich hier vieles über die Medien bewusst wahr, bin ja quasi in der Wildnis nach europäischen Standards.
Dieses Jahr ist für Nordamerika ein „schlimmes“ Jahr bezogen auf Waldbrände, aber auch in Bezug auf Attacken von Schwarzbären. Ich habe hier vor 30 Jahren zwei Jahre lang gelebt und 2018 in Alaska noch einmal mindestens 20 Schwarzbären gesehen und fotografiert. Ich fand es sehr faszinierend, bereichernd und nicht beängstigend. Ich habe gelernt, dachte ich, was zu tun ist, wenn?
Das ist heute ein klein bisschen anders, und ob das an meiner Fürsorge für Xandro liegt weiß ich nicht. Fakt ist, dass in den letzten 6 Wochen 21 Schwarzbären abgeschossen worden sind, weil sie Menschen angegriffen haben, obwohl sie von Natur aus scheue Vegetarier sind.
Also habe ich natürlich auch hier im Wald nachgefragt. Ja, ich bin in Bär Country, es gibt sie hier, aber es wurde dieses Jahr ert einer gesichtet.