Polens Ostseeküste und das Baltikum 2024 – Tag 9
Von Danzig – kreuz und quer durch die Masuern – 11.05.2024
Herrje, ein Tag zum vergessen! Je näher wir an russisches Staatsgebiet kommen, um so mehr spielt das GPS verrückt. Solange ich Namen eingeben kann findet das Navi auch den Ort. Die im Reiseführer angegebenen „Schlafplätze“ in der Natur sind als GPS Koordinaten angegeben. Bei Eingabe ins Navi liegt der Punkt IMMER ca. 40 km südlich und ca. 20 km westlich vom realen Punkt (nicht umsonst hat Finnair alle Flüge ins Baltikum bis Ende Mai gestrichen). Das macht das anfahren dieser Plätze sehr schwierig, da die kurze Wegbeschreibung sehr wenig Futter gibt – was heißt schon gut 2 km nach Ortsausgang rechts und dann noch 2,7 km?
Für heute hat es geklappt, da der Parkplatz, wie im Reiseführer beschrieben, offiziell ausgeschildert war.
Es ging recht früh in Danzig los und wir sind sehr gut aus der Innenstadt rausgekommen. Etwas überraschend kam nach ca. 30 Kilometern das erste Schild bisher „Vorsicht, kreuzende Elche auf einer Länge von 16 Kilometern“. Je näher man an Kaliningrad ranfährt, um so einsamer und spärlicher ist die Bevölkerung auf der polnischen Seite. Ich hatte anhand der Bausubstanz den Eindruck, dass nur die geblieben sind, die keine Alternative hatten und weiterhin nicht haben.
Es ist sehr ländlich, teilweise findet Ackerbau auf großen Flächen, wie sie im Osten üblich sind, statt, aber die Brachflächen als Grünland überwiegen. Im Gebiet der Masuren angekommen ergibt sich tatsächlich ein Bild des verschlafenen Mittelalters, ja es gibt einige Neubauten – warum auch immer gerade dort – aber ansonsten ist das einzige von heute die modernen Autos.
Die Kerne der Ortschaften sind noch mit altem Katzenkopfpflaster versehen und bestehen aus ein paar kleinen Läden und natürlich einer überdimensionalen Backsteinkirche – verträumt romantisch. Was ich in dieser entschleunigten Welt vermisst habe sind Gasthöfe, auch hier herrscht inzwischen Fast Food vor, schade. Plötzlich änderte sich das Bild der Landschaft, es wurde hügelig wie in Mecklenburg Vorpommern und Schleswig Holstein – Endmoränen der letzten Eiszeit. Dazwischen Gewässer, Größen zwischen Dorfteich und kleinem See, aber noch nicht groß genug, um Wassersport zu betreiben, und damit fallen sie für den großen Tourismus durchs Netz.
Und plötzlich war ich mitten im Waldgebiet der Masuren, einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete in Europa. Auffällig und wunderschön durch das frische Grün – es ist reiner Laubwald. Es sind zu viele ähnliche Motive, um anzuhalten und ein Foto zu schießen, deshalb habe ich kurzer Hand entschieden den Aufenthalt in den Masuren etwas zu verkürzen und bin zur Masurischen Seenplatte gefahren. Verdammte Axt, was für ein Frust; ich komme mit dem Wohnmobil nicht an das Wasser. Die Infrastruktur, das verstehe ich als Wassersportler, ist auf Wassertourismus aus, und ich kann mir ganz tolle Törns mit einem Wohnboot innerhalb dieser Seenplatte sehr gut vorstellen. Von Land geht es leider nicht einmal mit dem Fahrrad. Das haben die Verantwortlichen in der Mecklenburger Seenplatte und der Holsteinischen Schweiz besser gelöst – um es ganz ehrlich zu sagen: ohne Boot muss ich hier nicht den weiten weg hin machen.
Heute machen wir es uns noch nett, es gibt Kalbsrücken mit Speckbohnen und Bratkartoffeln aus der Bordküche. Und morgen geht es dann, früher als geplant, schon nach Litauen. Ich habe ein Bild von der Seenplatte im Kopf und aus der Vogelperspektive in Google Earth, in der Kamera leider nicht.