Eine kleine Anmerkung vorweg. Schon zu Beginn der Planung kamen viele Erinnerungen aus meiner Zeit – 90er Jahre – als junger Ingenieur bei Mobil Oil hoch. Ja, Ausland war für mich als erstrebenswert gesetzt. aber bitte nicht Westafrika oder Ost Canada.
Mobil Oil entwickelte im Osten von Canada das Ölfeld Hibernia, das von Neufundland aus betreut wurde und etwas später das Gasfeld Sable Island, das von Nova Scotia aus betreut wurde.
Das nein zu Westafrika basiert auf Erzählungen von Kollegen und eigenen Erfahrungen. Das nein zum Osten von Canada beruhte auf einem Mythos, oder besser gesagt auf totaler Ahnungslosigkeit. Wir waren der Ansicht, dass es in Neufundland und in Nova Scotia 150 Regentage gibt und der Rest des Jahres Winter herrscht. Lach, und nun bin ich hier, um mich durch eigene Erfahrungen vom Gegenteil zu überzeugen.
Am 05.04.23 ist das Wohnmobil ohne Probleme von Hamburg nach Halifax verschifft worden und dort wohlbehalten am 24.04.23 angekommen.
Am 01.05.23 war es dann soweit – Xandro und ich fliegen nach Halifax. Es war sehr aufregend, da ich noch nie mit Hund geflogen bin. Die Formalitäten beim einchecken des Hundes waren aufwendig, aber der kleine Kasper hat das mit störrischer Ruhe über sich ergehen lassen. Dank des einjährigen Trainings mit der Reisebox war es überhaupt kein Problem für ihn in der Box „Platz“ zu nehmen. Auch gab es beim temporären Abschied kein Drama, als er zwei Stunden vor Abflug von Lufthansa abgeholt wurde. Das Bodenpersonal war sehr begeistert und erstaunt das Xandro keinen Laut von sich gegeben hat. Nach 7,5 Stunden waren wir in Montreal gelandet. Die Einreise war sehr ermutigend, denn die Grenzbeamten wollten mehr von meine Tour wissen, als die üblichen Fragen zu stellen. Ich hatte bewusst nur Handgepäck dabei, um schnell bei der Sperrgut Ausgabe Xandro in Empfang zu nehmen. Das war eine herausfordernde Geduldsprobe, denn es dauerte 30 Minuten, bevor die Gepäckausgabe vom LH Flug angesagt wurde. Lesen war nicht möglich, da alles in französisch geschrieben ist, fragen war fast genauso schwierig, da das Personal so gut wie kein englisch sprechen konnte. Die Einreise nach Canada war zweigeteilt, denn nachdem ich Xandro in Empfang genommen hatte musste ich auch für ihn die Einreiseprozedur über mich ergehen lassen.
Nun galt es gute fünf Stunden zu überbrücken. Klar, erst einmal musste der Hund etwas trinken und fressen und natürlich seine Geschäfte machen. Das war etwas kompliziert, da es nicht einen grünen Grashalm am Flughafen gab, also hat er sich mit Beinheben an Beton begnügt. Das war das erste mal, dass er ein wenig Angst zeigte, in dem er die Rute deutlich zwischen die Beine genommen hat, und das lag an den Menschenmassen und dem Lärm von Bussen vor dem Flughafengebäude. Die Erleichterung trat ein, als er in seine Transporthöhle durfte. Der Check – in nach Halifax war sehr anstrengend und hat allein für Xandro 90 Minuten gedauert. Ganz offensichtlich war es für den Typen am Schalter der erste Hunde Check – in seines Lebens. 90 Minuten vor Abflug wurde Xandro dann abgeholt und es begann etwas nervig zu werden. Der Flieger ist nicht pünktlich gestartet, weil der Pilot nicht rechtzeitig da war und zusätzlich auf Passagiere eines verspäteten internationalen Fluges gewartet werden musste. bis es dann los ging waren fast eine Stunde Verspätung aufgelaufen. In Halifax gab es das nächste Problem. Wir konnten nicht aussteigen, weil der „Landefinger“ sich nicht bewegen wollte. Nach 30 Minuten war dann ein Mechaniker vor Ort und hat den Fehler behoben. Statt Mitternacht war es nun schon 1:40 Uhr. Nun kam Glück ins Spiel, ich bekam das letzte Taxi für diesen Tag mit einem sehr freundlichen und hilfsbereiten Fahrer. Er musste die Hundebox „zerlegen“ – Schrauben lösen -, um sie im Kofferraum verstauen zu können. Danach ging es endlich Richtung Hotel. Völlig übermüdet und überdreht waren wir dann endlich nach kleinem Hundegang um 2:30 Uhr im Bett. Zu allem Überfluss wollte Xandro um 5 Uhr spielen und pinkeln, so dass es wahrlich eine kurze Nacht war.
Der Morgenspaziergang am 02.05.23 war alles andere als gemütlich. Der Wind hatte inzwischen weiter zugenommen, ich schätze Windstärke 6 in Böen 8, es war nur noch 4 Grad warm und der angesagte Dauerregen hatte eingesetzt.
Und dann gab es Frühstück mit vielen aufblitzenden Erinnerungen aus meiner Zeit in Calgary. Auch wenn es heute viel weniger sehr übergewichtige Canadier gibt sind sie nicht „ausgestorben“. Und das zeigt sich an der Art zu frühstücken. Je schlanker die Person, um so gesünder die Ernährung ohne das traditionelle Frühstück mit Rührei, Schinken, Kartoffeln, Grilltomate, Champignons und Würstchen. die „Dicken“ nehmen dafür dann eher die doppelte Menge des warmen Frühstücks.
Um 8:15 Uhr ging es dann zum Zoll mit einem Taxifahrer, den ich am liebsten erschlagen hätte. Obwohl der Hund angekündigt war hat er 10 kanadische Dollar Aufschlag verlangt, um das Auto zu reinigen. Nun denn, die Zollformalitäten haben ganze 5 Minuten gedauert und die Abholung – sehr angenehm und professionell organisiert, noch einmal 20 Minuten.
Danach ging es um die Ausrüstung des Wohnmobils – tanken, Gasflaschen und Lebensmittel / Getränke. Es kam mir alles sehr teuer vor, und ich denke, dass es eine Weile dauern wird, bis man den Kurs des Dollars im Kopf hat. Aufgrund der Witterung kam eine geplante Besichtigung der Stadt nicht in Frage, statt dessen begann die Suche nach einem Stellplatz. Der Campingplatz von Halifax beginnt die Saison erst am 12.05., so dass ein Platz her musste, wo man legal kostenlos übernachten kann. I. d. R. ist das der Parkplatz von Walmart, keine Option mit Hund, denn es gibt im Umfeld keine Grünflächen. Ich bin dann 14 km nach Süden zur Hering Cove gefahren. Ein sehr berüchtigter Küstenabschnitt, der nicht in der WoMo Community zur Übernachtung empfohlen wird. Hier finden oft, besonders an den Wochenenden Strandpartys statt – viel Alkohol, sehr laute Musik und teilweise auch Drogen. Ja, es waren einige junge Leute mit lauter Musik da, aber aufgrund des schlechten Wetters hat der ganze Spuk nur einige Minuten angedauert.
Danach gab es nur noch das Gemurmel von starken Wind und 10 Stunden absoluten Tiefschlaf. Wir sind tatsächlich erst um 8:00 Uhr aufgewacht und haben in einer trockenen Phase den ersten Gang erledigt und gefrühstückt. Herrje, das wird wohl die größte Herausforderung dieser Tour werden – das Brot in Nordamerika ist gruselig!!!!! Ansonsten werde wir heute weiter da Wohnmobil für die Tour vorbereiten und hier noch die nächste Nacht verbringen und uns auf das bessere Wetter ab Freitag freuen.