Nordamerika Tour 2023 – Tag 140 / 17.09.23
Der gestrige Tag und auch teile die Nacht waren sehr windig mit Böen von 7 Windstärken und enormen Regenmengen.
Nach Mitternacht beruhigte sich der Wind, der Regen erst morgens um 8 Uhr. Beim Aufwachen war es gespenstisch dunkel, und ich hätte den Allerwertesten verwettet, dass es höchstens 5 Uhr sein würde. Weit gefehlt, es war bereits kurz vor 7 Uhr und noch nicht einmal dämmerig.
Beim Morgenkaffee habe ich erst mal die Nachrichten und die Wettervorhersagen studiert. Der Hurrikan Lee, der heute morgen mit seinem Zentrum über Prince Edward Island lag, ist im nördlichen Maine (USA) auf Land getroffen und dann über den Ostteil von New Brunswick und den Westteil von Nova Scotia gezogen. Die Bilanz der Zerstörung: 1 Toter, bis zu 28% der Haushalte ohne Strom und viele entwurzelte Bäume.
Der Wetterbericht war ab mittag wieder ok, sonnig und leichter Wind, in Böen mäßig. Da ich erst rund 200 Kilometer nach Süden in die Hauptstadt von New Brunswick – Fredericton – fahre, und erst morgen wieder am Atlantik sein werde ist alles wieder im grünen Bereich. Einige Male musste ich dann wirklich herzhaft lachen, denn diesen Bereich habe ich auf dem Weg von New York nach Norden schon einmal befahren, ohne Fredericton anzusteuern, weil der Reiseführer es ausdrücklich nicht empfiehlt. Gut, der Reiseführer macht Empfehlungen, die für Langzeitreisen vielleicht nicht unbedingt zielführend sind. Die Strecke über Hyw. 2 nach Süden führt durch die Appalachen und die Ortsnamen sind überwiegend europäisch, wie Bristol oder Amsterdam. Ein bisschen weiter östlich gibt es tatsächlich ein Ostberlin und ein Westberlin, was gar nichts mit der Teilung zu tun hat – Namensgebung aus dem 18. Jahrhundert.
In Fredericton habe ich einen kleinen Stadtbummel unternommen. Es war wie in England, z. B. Birmingham, oder Schottland, z. B. Aberdeen, oder Ireland, z. B. Dublin. Auch die Straßennamen sind oft europäisch, angelsächsisch, wie Queens Street oder Kings Street und die Gebäude halt wie in England, inklusive der Pups, die es hier wie Sand am Meer gibt.
Die Stadt, obwohl Hauptstadt von New Brunswick ist den Besuch nicht wert. Sehr dreckig und „abgewirtschaftet“, zumindest Downtown. Da das in Montreal und Quebec auch geschichtlich so war ist abzuwarten, ob sich die Einheimischen ihrer Wurzeln erinnern und gegensteuern. Vom Hurrikan ist wenig zu sehen, außer, dass es die Trauerweiden am Flußufer zerzaust hat.
Meine Beobachtung ist, dass sich das Leben amerikanisch entwickelt hat und dem ehemaligen Zentrum den Rücken zugekehrt hat. Ich bin hier wieder mal bei Walmart zur Übernachtung, aber das ist nicht beschaulich, das ist typisch amerikanisch. Ich schätze mal 10 Quadratkilometer vollgepflastert mit Geschäften, alles funktional aber ungemütlich, selbst die Malls mit kleineren Boutiquen. Das System ist nachvollziehbar, ein bisschen wie bei Aldi im kleinen, alles ist an seinem Platz, egal ob in Hamburg oder Hannover. Nur beim Gebietswechsel Aldi Nord zu Aldi Süd tritt eine spürbare Änderung ein. Und Hand aufs Herz, das geht mir genauso. An Walmart habe ich mich gewöhnt und gehe nicht den Weg der Neugierde etwas anderes auszuprobieren, außer, wenn es keinen Walmart gibt.
Der Hurrikan hat auch hier seine deutlichen Spuren hinterlassen. Die Einheimischen sind am Wochenende verständlicher Weise zuhause geblieben und bevölkern zu tausenden heute diese Einkaufszentren. Wir stehen mit einigen Wohnmobilen und Trailern (Wohnwagen) etwas „gequetscht“ am Parkplatz Rand und sehnen den Geschäftsschluss herbei. Es sind gar nicht die Menschenmassen, die mich stören, es ist dieser unglaubliche Verkehrslärm.