Autor: Hartwig

Nordamerika Tour 2023 – 165 / 166 – 11.10. / 12.10.23


Der 11.10. begann mit einem ganz besonders schönen Sonnenaufgang in herbstlicher Stimmung. Es bewegten sich wie von Geisterhand die letzten Nebelschwaden über das spiegelglatte Wasser, während die Sonne bei einem gemütlichen Kaffee langsam am Horizont sichtbar wurde und ein tolles Farbenspiel an den Wolken „veranstaltete“. Ausnahmsweise hielten sich sogar die sonst nervigen Krähen zurück und es entstand eine Ruhe und ein Frieden, den es nur in der Wildnis gibt.
Der Wetterbericht war absolut zutreffend, denn die letzten 160 Kilometer immer mindestens ein See oder der Atlantik an der Seite war sonnig und hat noch einmal die Weite und die dünne Besiedlung vor Augen geführt. Da ich Landstraße fahre gibt es hier keine Ortsumgehungen, warum auch, es gab ganze drei Häuser Ansammlungen mit Ortsschild und auf der gesamten Strecke gerade mal eine Tankstelle. Am frühen Nachmittag bin ich dann in Dartmouth bei Walmart angekommen. Und wieder hatte der Wetterbericht recht, denn es zog sich rasch zu und goß in Strömen.
Ganz interessant, und für Leser, die das gleiche oder ähnliches mit eigenem Wohnmobil machen möchten können sich dieses Mal ganz auf iOverlander verlassen. Ja, es sind überall Schilder, dass Übernachtungen im Camper verboten sind, aber es wird vom Management toleriert. Das ist auch gut so, denn hier stehen eine ganze Menge Europäer, die ihr Wohnmobil am 19.10. nach Europa zurückbringen lassen wollen. Die Lokation ist insofern ideal, da es 7 Minuten bis zur Waschanlage und 5 Minuten bis zum Spediteur sind, wo es die Ausreise Papiere gibt, die dokumentieren, dass das Wohnmobil temporär eingeführt und wieder ausgeführt wird. Das garantiert, dass der deutsche Zoll nicht auf die abwegige Idee kommt auf die Einfuhr Zoll und Mehrwertsteuer gemäß Zeitwert zu berechnen.
Heute ist der letzte regenfreie Tag der Reise, denn morgen ist wieder Starkregen im Anmarsch. Also bin ich zum Waschen des Wohnmobils gefahren. Herrje, was für ein „Drama“, die Boxen sind breit und hoch genug, aber die Versorgungsleitung für Wasser und Schaum viel zu kurz. Die sind für PKW ausgelegt, sodass man einmal das Wohnmobil drehen muss. Leider gab es auch keine Flüssigkeiten, um die teilweise dicke Insekten Schicht vorher aufzuweichen. Gerade die Front wurde trotz Hochdruckreiniger und Schaum nicht zufriedenstellend sauber, das ging dann erst in mühseliger Kleinarbeit mit dem Schwamm.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 164 / 10.10.23


Bei der Erkundung der näheren Umgebung des Stellplatzes habe ich festgestellt, dass ich direkt unterhalb der Schleuse stehe, die die Seenplatte mit dem Atlantik verbindet, übrigens die einzige Verbindung der Seenplatte zum Atlantik. Nett waren auch die Lobster Fänger zu beobachten. Die fahren gegen 16 Uhr raus, „ernten“ und kommen gegen 19 Uhr wieder rein. Wie groß der Fang ist lässt sich schwer sagen, da man keine einzelnen Hummer in den Transportboxen erkennen kann. Aber es bedurfte zwei kräftiger Männer, um die 4 Kisten voll mit Hummern auf den Pick-up zu laden. Wie ich gelesen habe können Hummer bis zu 48 Stunden mit Luftsauerstoff überleben, sofern es kühl genug ist.
Na toll, und nun ist er da der Regen. Ich bin zurück an die Südküste bei Regen und schlechter Sicht gefahren und stehe an einem großen See in der Wildnis ca. 160 von Halifax entfernt. Es wird meine letzte Nacht in der canadischen Wildnis sein – ein etwas merkwürdiges Gefühl nach fast 6 Monaten – aber das Wetter hat mir die Entscheidung leicht gemacht morgen, einen Tag früher als geplant, direkt nach Halifax zu fahren und so zusagen in die Zivilisation zurückzukehren.
Ersteinmal ist das heute der vorletzte Bericht. Den letzten Bericht schreibe ich dann die Tage aus Halifax, wenn ich genügend Bildmaterial gesammelt habe.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 163 / 09.10.23


Was für eine Wohltat, der Sturm hat sich gelegt und gegen 10 Uhr kam die Sonne zum Vorschein. Es ging weiter auf Hyw. 4 Richtung Süden mit Zwischenstopp in Albert Bridge. Hier ist eine Dump Station, die ich gerne in Anspruch genommen habe. Der dazugehörige Campingplatz war aufgrund des Feiertags gut besucht, auch wenn er offiziell die Saison schon beendet hatte, damit alles kostenlos.
Es ging auf einer malerischen Strecke am Bras d’Or Lake entlang nach St. Peter’s. Hier stehen wir heute Nacht auf einer schmalen Landzunge zwischen dem See und dem Atlantik, mit Blick auf eine der vielen Buchten des Atlantiks. Der freie Blick auf den Atlantik wird immer wieder durch Inseln „versperrt“, so dass ich das Gefühl habe an einem See zu stehen. Nur das Salzwasser macht klar, dass es sich um den Atlantik handelt.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 162 / 08.10.23

Die Nacht war sehr unruhig, da ein Sturmtief aufgezogen ist. Alle Anbauteile am Wohnmobil, besonders die Satelitenschüssel machen ordentlich Lärm. Der Himmel ist heute grau in grau, der Standort direkt an den Salzwiesen sehr nett und der Wander Trail ideal für Hundespaziergänge. Das hat der Racker sich redlich verdient, denn bei der Wahl auf dem Parkplatz von Walmart zu stehen gibt es zwar Grünflächen, um seine Geschäfte zu erledigen, aber ein wirklicher Hundegang ist das natürlich nicht. Der Trail scheint bei Hundebesitzern sehr beliebt zu sein, denn im 10 Minutentakt kommen hier 4 – Beiner an, um den Trail zu laufen. Ich gehe davon aus, dass die Spaziergänge in Halifax auch auf Parks beschränkt sein werden, so dass ich die Aufenthaltsdauer in Halifax minimieren möchte. Dementsprechend bleiben wir heute gemütlich an den Salzwiesen stehen und fahren erst morgen weiter nach Süden. Die Route auf dem Hyw. 4 verläuft etwas weiter im Binnenland an großen Seen vorbei, sodass alles etwas windgeschützter sein wird.
Die letzten Stationen werden sein:
09.10. – St. Peter’s
10.10. – Goldboro
11.10. – Spry Bay
12.10. – Darmouth mit Wohnmobilwäsche
13.10. – Halifax
14.10. – Halifax
15.10. – Darmouth
16.10. – Abgabe Wohnmobil und Flug nach Toronto

Nordamerika Tour 2023 – Tage 160 / 161 – 06. / 07.10.23

Der gestrige Tag in Sydney war sehr ereignisreich, erfolgreich und aufregend. Obwohl ich keine Monteure oder Aktivitäten bei Canadian Tires erkennen konnte gab es frühstens kommenden Mittwoch einen Termin für die Scheinwerfer Reparatur. Ich denke, dass es eine Ausrede war, da hier der FIAT Ducato recht unbekannt ist. Nach längerem rumtelefonieren habe ich eine kleine Werkstatt gefunden, die das Fahrlicht am Wohnmobil instand gesetzt hat, ein sehr beruhigendes Gefühl. Zum einen weil in Canada Tag – Scheinwerfer oder Abblendlicht gesetzlich vorgeschrieben sind, zum anderen weil es oft morgens neblig ist.
Plötzlich hatte ich den siebten Sinn im Kopf, würde die Umsteigezeit mit Hund in Toronto am 17.10. mit 2 Stunden reichen. Im Telefonat mit Air Canada gab es schallendes Gelächter, da der Agent den Flug so gebucht hatte, dass ich gut Umsteigen kann, aber eben nicht mit Hund. Also habe ich umgebucht und gebe das Wohnmobil bei der Reederei bereits am 16.10. ab und wir fliegen am gleichen Tag nach Toronto. Das hat gleich mehrere, eher viele Vorteile:
1. Noch einmal und zum letzten Mal in Canada abends Essen gehen
2. Nach fast 6 Monaten mal wieder in einem richtigen Bett schlafen –
habe King Sizes Bett (2,5 x 2,2 Meter) gebucht
3. Ein großes Bad mit Badewanne nutzen
4. Flugunterbrechung und eine Nacht Pause für Xandro zum Gassi gehen
vor der Langstrecke (7,5 Stunden Flugzeit plus 3 Stunden ein- /
auschecken)
5. Ein amerikanisches Abschiedsfrühstück mit allem drum und dran
6. Ganz entspanntes Einchecken bei Lufthansa am 17.10. und Rückflug
nach Frankfurt
7. Ich konnte den Transport vom Wohnmobil vom 25.10. auf den 19.10.
umbuchen, und kann daher eine Woche früher in Celle mit der
Grundreinigung beginnen, und da hat sich so einiges über die Zeit
angesammelt -:).


Heute ist hier richtig goldener Oktober, strahlender Sonnenschein und mal wieder über 20 Grad – herrlich. Die Etappe war bewusst recht kurz auf dem Küsten Hyw. 28 von Sydney, übrigens die Hauptverkehrsverbindung der Fähren nach Neufundland, der einzigen Province, die ich nicht kennengelernt habe, zur Glace Bay. Insbesondere durch die Sonne hat der Atlantik ein ganz tiefes blau, meine lieblings Farbe. Hier stehen einige, wenige Windkraftanlagen, wie überhaupt die alternative Stromerzeugung recht selten ist, besonders im privaten Bereich gar nicht existent. Dazu ist zu bemerken, dass wie in Norwegen auch, sehr viel über Wasserkraftwerke gesteuert wird.
Die nächsten Etappen an der Ostküste von Nova Scotia in Richtung Süden nach Halifax werden alle etwas kürzer sein, es sei denn, dass mich ein Standort so „anhüpft“, dass ich zwei Nächte bleibe. Das Ziel ist es am 12.10. in Halifax anzukommen. Dann habe ich drei Tage Zeit, um das Wohnmobil gründlich zu waschen – Vorschrift der Reederei – Reste an Lebensmitteln zu entsorgen, die nicht nach Deutschland eingeführt werden dürfen, und alles im Wohnmobil seefest zu verstauen und die Hundebox vorzubereiten. Auch hier gelten sehr strenge Regeln der Luftfahrtgesellschaften. Insgesamt sind alle Vorschriften nach dem Brand des Frachters in der Nordsee verschärft worden. Inzwischen muss man alle Schlüssel abgeben, damit alle Staukästen kontrolliert werden können. Da ich keine besonderen wertsachen an Bord lasse kann ich damit leben, da ich durchaus Verständnis für die Maßnahme habe.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 159 / 05.10.23


Heute ging es bei bedecktem Himmel auf die letzte Etappe des Cabot Trail, der auf der Ostseite weniger spektakulär ist, weil er überwiegend durch Wald verläuft. Unterwegs habe ich spontan entschieden nicht noch eine weitere Nacht in der einsamen Landschaft zu verbringen und bin nach Sydney gefahren. der Weg war atemberaubend, er führte über einige Brücken von Insel zu Insel mit malerischem Blick auf die Fjordlandschaft.
Die spontane Entscheidung hatte zwei Gründe. Zum einen sind mir beide Fahrlicht Scheinwerfer ausgefallen und hier gilt Tagfahrlicht Pflicht. Ob das Standlicht dafür reicht wage ich zu bezweifeln. Sydney ist eine Stadt mit 30.000 Einwohnern und hat einen großen Canadian Tire, eine Kombination aus Baumarkt und vergleichsweise A.T.U. in Deutschland. Ich werde hier drei Tage bleiben und hoffe, dass die die Reparatur (auswechseln der Birnen) hinbekommen. Der zweite Grund ist ein kleines Formtief von zu viel Natur, ich wollte statt Bäume mal wieder Menschen sehen -:)

Nordamerika Tour 2023 – Tag 158 / 04.10.23


Heute ging es auf dem Cabot Trail bis an den Atlantik und dann weiter nach Norden zur Meat Cove. Die Strecke war ein einziger „Hingucker“, enge kurvenreiche Strecke direkt an den Klippen entlang. Gut der Weg war beschwerlich, weil die Straße in einem katastrophalen Zustand ist und die letzten 8 Kilometer bis Meat Cove Schotterpiste auch kein Zuckerschlecken war, Durchschnittsgeschwindigkeit 30 km/h. Geplant waren zwei Übernachtungen auf dem sehr schön gelegenen Campingplatz. der ist für normale Wohnmobile nicht zugänglich, man kommt zwar die Steile Abfahrt hinunter, aber ohne Allradantrieb auf der steilen Schotterpiste nicht wieder hinauf. Ich habe noch zwei Stunden auf einem kleinen Parkplatz den Atlantik genossen, aber leider keine Wale gesehen, auch wenn dieses wohl der beste Spot ist, um sie von Land aus zu beobachten. Unter Umständen haben sie auch schon ihre 4.000 Kilometer lange Reise nach Süden angetreten, um in warmen Gewässern den Nachwuchs zur Welt zu bringen. Nicht ganz attraktiv stehe ich heute Nacht zwischen einem Restaurant, das ich nutzen werde, und einer Kirche – aber hey, es ist nur zum schlafen für eine Nacht. Morgen geht es dann wieder auf dem Cabot Trail weiter Richtung Süden mit einem kleinen Abstecher auf einer Nebenstrecke zum White Point.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 157 / 03.10.23


Wir haben gestern einen sehr netten Campingplatz aufgesucht, der schon sehr leer war, genauer gesagt waren wir zu dritt bei 180 möglichen Stellplätzen. Sehr gut haben mir die neuen Waschhäuser gefallen, nicht nur dass sie sehr sauber waren, sondern der Innenraum war optisch ganz in Naturholz gehalten. Der Blick von der Klippe aus auf die Weite des Atlantiks ist schon sehenswert, besonders die kleinen Parzellen in der ersten Reihe, die den Zelten vorbehalten sind.
Zum Abrunden wurden wir noch mit einem tollen Sonnenuntergang verwöhnt. Heute ging es dann in den Cape Breton Highlands National Park, angekündigt im Reiseführer als Highlight von Nova Scotia. Ich bin tief beeindruckt von der Landschaft. Der Cabot Trail schlängelt sich erst an den Klippen entlang, bevor er dann Richtung Osten durch die Berge verläuft, um an der Ostseite wieder auf den Atlantik zu treffen. Der Cabot Trail verläuft danach wieder nach Süden. Ich werde vorher aber noch einen Abstecher zum Nordkap machen. Wale sind hin und wieder von Land aus sichtbar, aber mit bloßem Auge nicht auszumachen. Da braucht man schon ein sehr gutes Fernglas. Die Übernachtung war eigentlich in Pleasant Bay geplant. Da ich die Karte in Google Maps nicht gespeichert habe war es unmöglich den Platz zu finden, denn im Umkreis von 20 Kilometern gab es kein Netz. So bin ich weiter in die Berge gefahren und stehe auf einem idyllischen kleinen Ranger Campingplatz mit gerade mal 4 Stellplätzen am Fuße vom Big Intervale Cape North.

Nordamerka Tour 2023 – Tag 156 / 02.10.23


Nach einer ruhigen Nacht auf einem Parkplatz mit Flutlicht ging es über Port Hastings auf dem Hyw. 105 Richtung Norden. Nach kurzer Fahrzeit haben wir den Patrick’s Channel erreicht und sind von diesem bis zum Abzweig des Cabot Trails begleitet worden. Der Cabot Trail, ein UNESCO Bio Reservat, ist ein Rundkurs von knapp 300 Kilometern. Der erste Abschnitt führte uns durch eine wunderschöne Mittelgebirgslandschaft mit vielen Seen und Wäldern zurück an den Atlantik. Die Wälder sind überwiegend Monokulturen, d. h. entweder Fichten oder Laubbäume. Den Fichten hat der Klimawandel und die Trockenheit richtig zugesetzt. es gibt einen vertrockneten langen Stamm mit vertrockneten Ästen und eine (noch) grüne Baumkrone. Die Laubbäume tun mir (noch) nicht den Gefallen einen farbenfrohen Indian Summer her zu zaubern. Es gibt, insbesondere im Unterholz schon schöne Farben, aber der ganz große Wurf ist das nicht. Auch hier sieht man die Auswirkungen des geänderten Klimas. Viele Birken sind schon ganz kahl oder es hängen noch ein paar vertrocknete Blätter an den Ästen, aber ohne Farbe. Der Atlantik gibt bei strahlender Sonne mit seiner stahlblauen Farbe ein ganz tolles Bild. Ich bin jetzt im Haupt Wal Gebiet von Canada, in dem sich 12 Walarten tummeln. Entsprechend groß ist auch das Angebot an Wal Touren per Schiff. Mit etwas Glück soll man sie auch von Land aus sehen können. Es ist herrlich sonnig und noch ein bisschen Zeit, um den Atlantik zu bestaunen. Wir stehen 12 Kilometer vor dem geplanten Campingplatz und warten mal ab, ob ein Wal vorbeischaut.

Nordamerika Tour 2023 – Tage 154 / 155 – 30.09. / 01.10.23

Der Ort Pictu hat es mir angetan und ich bin spontan einen Tag länger geblieben, um in einem kleinen Laden ganz frische Lobster Roll, Crab Roll und Scallops zu kaufen. Dazu gab es frischen Caesar Salad, alles zusammen eine Delikatesse.
Heute ging es weiter nach Port Hawkesbury, landschaftlich sehr schöne Strecke mit vielen Seen, hin und wieder Atlantikblick und Wälder. ich bin jetzt am südlichen Ende vom Cape Breton Island mit dem weiteren Höhepunkt des Cabot Trails.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 152 / 29.09.23

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Den Abend habe ich noch einmal ausgiebig Buffalo Wings genossen. Der Morgen war typisch Herbst und wunderschön. Ein Sonnenaufgang mit starkem Bodennebel, der sich am Festland Richtung Süden stark verdichtete. Zuerst der Hyw. 16 gen Süden und dann den Hyw. 6 Richtung Osten. Die Scenic Route Hyw. 366 mit enger Straße und wenig Erfolg auf bessere Sicht musste leider ausfallen. Unterwegs war der Nebel plötzlich strahlendem Sonnenschein gewichen und wir sind am Zielort in Pictou angekommen. Unterwegs gab es immer wieder malerische Seen mit kleinen Orten, aber auch Wälder, die deutlich weniger von Hurrikan Viona abbekommen haben. Pictou ist eine kleine Gemeinde und sehr hübsch anzuschauen. Ich liebe das blau, in dem einige Häuser gestrichen sind und natürlich die kleine Häuserzeile am Hafen. Hier liegen auch die Überreste eines Dreimasters, der Ende des 19. Jahrhundert die ersten Schotten nach Nova Scotia gebracht hat. Am Hafen die üblichen Verdächtigen: kleine Souvenirläden und Buden mit Lobster Roll und Muscheln, und ein kleiner Farmer’s Market mit hiesigen Produkten. Was mir besonders gut gefällt ist die herbstliche Deko mit Strohballen und Kürbissen, die die großen, meist roten Holzstühle in herbstliche Atmosphäre tauchen. Das ganze wird noch „gwürzt“ von der tiefer stehenden Sonne, die ein wärmeres Licht bietet als das grelle Licht im Hochsommer.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 151 / 28.09.23


Heute Morgen war es empfindlich kalt, und die Wandergruppe trug bereits Mütze und Handschuhe, als wir um 7:30 Uhr zum ersten Hundegang gestartet sind. Die Tour war malerisch, was den Blick über die zerklüfteten Buchten des Atlantiks betrifft, bot aber keine neuen Fotomotive. Auch im Osten und im Süden hat Hurrikan Viola sehr viel Wald zerstört, wahrlich ein trauriger Anblick. Inzwischen hat sich Seabridge noch einmal zum Rücktransport gemeldet. Aufgrund des Großbrandes an Bord eines RoRo Schiffes in der Nordsee hat die Reederei die Beförderungsbedingungen verschärft. Inzwischen müssen alle Schlüssel abgegeben werden, damit der Inhalt streng kontrolliert werden kann. Inzwischen müssen alle batteriebetriebenen Gegenstände entfernt werden, d. h. neben den üblichen Dingen wie Laptop, iPad und Fotoausrüstung müssen selbst die Taschenlampen mit in den Reisekoffer. Auch neu ist die Bestimmung, dass alle Lebensmittel, inklusive Gewürze entfernt werden müssen. Das galt bis vor kurzem nicht für die Einfuhr nach Europa. Gut, dass die Gasflaschen leer sein müssen galt schon immer, neu ist, dass es vom Hafenpersonal kontrolliert wird. Da es canadische Flaschen sind bleiben sie in meinem Fall eh hier.
Zumindest ist die Mitteilung so rechtzeitig, dass ich mich in der Vorratshaltung einrichten kann, um am Ende der Tour möglichst wenig Lebensmittel entsorgen zu müssen.
Damit ist die Provinz Prince Edward Island auch schon fast Geschichte. Ich übernachte heute noch an der Lone Oak Brauerei und fahre dann morgen über die Brücke nach New Brunswick mit Katzensprung, bis ich in Nova Scotia, der ersten und auch wieder der letzten Provinz der Reise.
Der letzte Höhepunkt wird Cape Breton Island mit dem Cape Breton Highlands National Park und dem berühmten Cabot Trail sein, bevor es gemütlich an der Nordost Küste entlang nach Halifax geht.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 150 / 27.09.23


Der Herbst wird jeden Tag spürbarer, auch wenn der Indian Summer noch keine schöne Laubfärbung hervorgebracht hat. Die Nächte sind einstellig kühl, die Wildgänse fallen in Scharen aus dem Norden ein, um sich für den Weiterflug zu erholen und die Stare bevölkern die Stromleitungen. Die Sonne schafft es am Vormittag nicht mehr den Dunst aufzulösen, so dass die Fotografie zur Herausforderung wird, besser gesagt die Bildbearbeitung.
Wir sind vom Campingplatz in den Nationalpark gefahren, der außerhalb der Saison geöffnet hat, aber nichts mehr kostet. Es sollte ein sehr emotional bewegter Tag werden. Die Bilder, die ich gesehen habe, können kontrastreicher nicht sein. Auf der einen Seite die wunderschöne Weite und fast unberührte Natur und auf der anderen Seite die katastrophale Zerstörung die der Hurrikan Viona 2022 hinterlassen hat. Allein schon die Erzählungen der Campingplatzbesitzerin, eine 1999 ausgewanderte Friesin, nicht Holländerin, da legt sie großen Wert darauf, war unvorstellbar. Sie hat den Platz 2006 gekauft und Viona hat das Empfangsgebäude komplett zerstört und viele Reparaturen notwendig gemacht. Heute sieht man, außer, dass der Empfang ein Wohncontainer ist, nichts mehr. Aber ich konnte sehr gut mitfühlen welche große, fast panische Angst die Menschen erlebt haben, als Hurrikan Lee im Anmarsch war. Der hatte aber nur noch Starkregen im Gepäck.
An der Küste sieht man die Auswirkungen nicht so gravierend, da die Erosion des relativ weichen Gesteins ein ganz normaler Verwitterungsprozess ist. Auffällig sind da schon eher die massiven Auswaschungen, die die Wassermassen Richtung Atlantik verursacht haben und die Zerstörung von Randwegen mit kleinen Brücken aus Holz. Ganz anders sieht es im Wald am Hyw. aus. Warum das physikalisch so ist habe ich noch nicht durchdrungen, aber die erste Baumreihe ist so gut wie unbeschädigt. Erst ab der dritten Baumreihe wird es katastrophal mit 100% Verlust. Nicht über die gesamte Strecke von 200 Kilometern, aber in so kurzen Abständen von wenigen 100 Metern, was mit den Sturmschäden in Deutschland überhaupt nicht zu vergleichen ist. Es sind abertausende von entwurzelten Bäumen, und obwohl viel getan wird, um das Holz zu bergen und zu nutzen, scheint es ein aussichtsloser Kampf gegen die Auswirkungen der Natur zu sein. Auch eingestürzte oder stark beschädigte Gebäude habe ich gesehen. Was überall wieder rechtzeitig zur Saison hergestellt worden ist sind die Parkplätze zu den Stränden, von denen es recht viele gibt, aber nur einen mit weißem Sand. Alle anderen haben diesen rötlich, braunen Sand, der an den Belag von Tennisplätzen erinnert. Die nächste Station war North Lake, und wo kommt der Name her: vom North Lake. Ein Ort ist schwerlich auszumachen, da die überwiegende Zahl der Gebäude der intensiven Zucht von Austern und dem Hummerfang dienen. Wohngebäude in dem Sinne habe ich nicht gesehen. Das war aber auch gar nicht mein Ziel, denn mein Ziel war die North Lake Boathouse Eatery. Das zu vermitteln ist nicht ganz einfach, dazu muss man, glaube ich, in jungen Jahren mit dem Nordamerika Virus infiziert worden sein. Auch wenn er deutlich „verblasst ist“, er ist ganz einfach da. Wie die Nordamerikaner halt sind, alles ist superlativ, soll es das beste Restaurant auf Prince Edward island sein. Das kann ich definitiv nicht beurteilen, aber dieses Urgefühl – warm, spannend, aufregend, yes, I can! – die Erinnerung aus meiner Zeit mit Mobil Oil und besonders mit Mobil Oil Canada in Calgary war spontan da. Mich hat das äußere, urige sehr getriggert, und das wurde drinnen noch einmal verstärkt. Klein, vielleicht 20 Sitzplätze und einfach nur schön zum „verlieben“ und abtauchen.
Das sind solche Glücksmomente, wie ich sie auch aus New Orleans kenne. Da geht man völlig unbedarft im French Quarter in eine Kneipe und da spielen zwei echte Typen abwechselnd für 2$ Wunschlieder der Gäste, sofern sie sie kennen. Lach, war auch mal in Sydney so – nur noch eine bayrische Kneipe bei der Ankunft offen und es gab Brathendl mit 99 Luftballons von Nena – hallo? Nena in der schönsten Metropole der Welt, die ich gesehen habe.
Nach diesem kurzen Ausflug in „alte Zeiten“ sind wir zum East Point gefahren und haben uns den majestätischen Leuchtturm angeschaut. Sehr schönes Bauwerk, toll in Schuß, aber natürlich in der wahren Wirkung nur von See und bei Dunkelheit zu erfahren. Es gibt an der See in Deutschland Touren, die einem genau vermitteln, was die Seezeichen in der Dunkelheit bedeuten, kann ich wärmsten empfehlen.
Da der Campingplatz am North Lake schon geschlossen ist haben wir nach iOverlander Quartier am Confederation Trail bezogen. Das ist der Startpunkt einer ehemaligen Eisenbahnstrecke in Privatbesitz, die den Osten mit dem Westen verbunden hat, als es noch keine befestigten Straßen und Autos gab. Die Eisenbahn ist heute Museum und parallel zu den Gleisen führt ein Weg für Wanderer und insbesondere für Biker.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 149 / 26.09.23

Wir sind die Küstenstraße Hyw. 14 nach Norden gefahren. Natürlich ist die Weite des Atlantiks gewaltig. Aber es wird dann irgendwann etwas eintönig, so wie der zweite Teil der Strecke nach Cavendish nicht viel mehr als Landwirtschaft oder Wald zu bieten hatte. Da ich heute zum letzten Mal waschen muss bin ich auf einen Campingplatz gefahren. Gut angelegt, groß aber schon sehr leer. Ich denke mal, dass noch 10% der Plätze belegt sind. Dementsprechend haben alle Annehmlichkeiten wie Restaurant, kleiner Supermarkt und Kneipe nicht mehr geöffnet. Da dieser Teil von Prince Edward Island im Reiseführer gar nicht erwähnt wird bin ich nicht besonders überrascht, dass es nicht so spannend war. Interessant und erwähnenswert ist noch der gr0ße Anteil an Canadiern mit französischen Wurzeln. Sehr viele haben neben der canadischen Flagge auch die Trikolore gehisst. Morgen geht es auf die empfohlene Ostschleife.

Nordamerika Tour 2023 – Tag 148 / 25.09.23

Gestern Abend gab es in der Lone Oak Brauerei sehr leckere Hot Chicken Wings, exakt so müssen sie sein, und dazu ein selbst gebrautes Pilsener mit dem Namen External Link, das dem Veltdins sehr ähnlich ist und glatt als deutsches Bier durchgehen würde.
Die Nacht habe ich dieses Mal mit 5 anderen Wohnmobilen verbracht. Ich hatte sehr viele ungebetene Gäste, eine wahre Fliegenplage. In der Morgendämmerung sind sie noch recht träge und können den Staubsauger nicht erkennen, so dass ich sage und schreibe 50 Stück abgesaugt habe. Beim Frühstück ist mir dann der Kamm geschwollen, denn plötzlich waren weiter 20 bis 30 unterwegs, die auf die Abenddämmerung warten. Ich habe den schleichenden Prozess nicht mitbekommen, aber die meisten sind im Wohnmobil gezeugt und geboren worden.
Der Weg zur Confederation Bridge ist sehr kurz, und gibt einen Einblick über die Kleinheit des Ortes und der erkennbaren Armut.
Die Brücke selbst ist in einem langgezogenen Bogen gebaut und daher nicht vollständig von Land aus zu sehen, oder sie verschwindet Winzig am Horizont, wie aus West Point gesehen. Die Pfeiler stehen mit der Gründung bis zu 35 Meter tief im Wasser, und es gibt zwei Durchfahrten mit einer Höhe von 60 Metern, so dass große Seeschiffe und auch Kreuzfahrtriesen passieren können. Von Borden Carleton ging es überwiegend auf dem Hyw. 11 und später hyw. 14 zum Leuchtturm in West Point – sehr schönes Fotomotiv. Nach der Karte hätte ich mir mehr Atlantiknähe gewünscht, aber es war entweder Wald dazwischen oder typische Siedlungen entlang der Straße. Alles so klein, dass es keine zweite bebaute Reihe gab und schon gar nicht eine Tankstelle oder Supermarkt. Wir übernachten heute am Leuchturm, bevor es morgen über die Nordspitze in den National Park geht. Ich bin gespannt wie viel die Ranger repariert haben, denn der Hurrikan Fiona hat in 2022 schwere Verwüstungen hinterlassen. Nicht nur tausende entwurzelter Bäume waren zu beklagen, sondern insbesondere großer Abtrag der Sanddünen und Strände.

© 2022 Hartwig on Tour again